Training nein, Schnelltest ja!
Wie aus einem Fitnessstudio ein Testzentrum wird
Zum Corona-Schnelltest mal eben ins Fitnessstudio fahren? Das geht – und zwar bisher in acht Anlagen in ganz Deutschland. Thomas Johannpeter ist einer der Betreiber, die im vergangenen Jahr ein Testzentrum in ihrem Club eingerichtet haben. So hat er trotz Schließung etwas zu tun, wie er sagt, und hilft nebenbei, die regulären Testzentren zu entlasten.
Wer – wie in jüngster Zeit häufig geschehen – bei Aldi vor leeren Selbsttest-Regalen steht, muss zwangsläufig eine Apotheke oder ein Testzentrum aufsuchen. Und muss dort oft mit langen Wartezeiten rechnen oder kommt ganz umsonst, weil die Tests ausgegangen sind. Das muss nicht sein, dachte sich Studioinhaber Thomas Johannpeter aus Hamm und rüstete seine Einrichtung im Dezember 2020 kurzerhand zum Schnelltestzentrum um. Zusammen mit seinem Fitnessclub „aktivita“ sind es bisher insgesamt acht Studios in ganz Deutschland, die Schnelltests anbieten.
„Als Unternehmer sollten wir doch alle aktiv etwas tun und die Schließung nicht tatenlos hinnehmen“, so Johannpeter. „Neben der Gastronomie ist unsere Branche am härtesten von der Krise getroffen; die Umsätze sind drastisch gesunken, die Mitgliederzahlen geschrumpft. Viele Studios mussten aus der Not heraus weiterhin Mitgliedsbeiträge einziehen, um nicht völlig bankrottzugehen.“ Er ermuntert andere Studiobetreiber, es ihm gleichzutun und anstatt Fitnesstraining nun eben Schnelltests anzubieten. Zum einen sei dies aus wirtschaftlicher Sicht ein Hoffnungsschimmer für jeden Studioinhaber, zum anderen lasse sich damit ein Zeichen setzen, so Johannpeter. „Wenn die Studios flächendeckend Schnelltests anbieten, zeigen wir damit, dass unserer Branche die Gesundheit der Bevölkerung am Herzen liegt und dass wir einen aktiven Beitrag leisten.“
Die Vorab-Organisation und Absprache mit den zuständigen Behörden sei schnell erledigt gewesen. Johannpeter sprach mit der Stadt, der Bezirksregierung, der Kassenärztlichen Vereinigung sowie dem Gesundheits- und Ordnungsamt in Hamm und bekam schließlich die Genehmigung. Regelmäßig kommen die Behörden vorbei, um zu kontrollieren, ob alle Sicherheitsauflagen korrekt umgesetzt werden und das Konzept noch funktioniert. Ein 40 Quadratmeter großes Zelt vor dem Eingang des „aktivita“, das ursprünglich für Outdoor-Training gedacht war, fungiert seit Dezember erfolgreich als lizenziertes Testzentrum. Alles spielt sich explizit draußen ab, sodass potenziell coronapositive Personen die Studioräumlichkeiten gar nicht erst betreten und die Aerosole „draußen bleiben“. Mittlerweile hat Johannpeter sogar eine Test-Nebenstelle im Schützenheim Hamm eingerichtet.
Das Schnelltestzentrum im Fitnessstudio ist für alle Bürger offen; egal ob Studiomitglied oder Nichtmitglied. „Wir achten sehr genau darauf, dass immer genügend Tests verfügbar sind“, so der Unternehmer. „Mein Sohn Marcel sorgt für den Nachschub. Er ist Inhaber einer Medizinproduktefirma und hat somit Zugang zu den RKI-gelisteten Schnelltests.“ Kurz nach der Eröffnung des Testzentrums vor Weihnachten 2020 war der Ansturm immens. Seither sind es zwischen 150 und 200 Personen täglich, die sich im „aktivita“ testen lassen. Der Preis lag bis vor Kurzem noch bei 40 Euro pro Test – seit dem 9. März ist das Ganze kostenlos. Getestet wird montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr – ob mit oder ohne Terminvereinbarung. Die Auswertung des Antigen-Tests dauert gerade einmal 15 Minuten. Mit einer Sicherheit von ca. 98 Prozent steht dann fest, ob der Betroffene das Virus in sich trägt oder nicht. Die Durchführung übernimmt medizinisch geschultes Personal aus Johannpeters Mitarbeiterstab. „50 Mitarbeiter kümmern sich um die Durchführung und Auswertung der Schnelltests. Das Ganze hat mittlerweile eine unglaubliche Dimension erreicht; der Betriebsaufwand ist fast größer als in unserem normalen Studioalltag“, resümiert der Inhaber. Wer positiv ist, wird sofort in Quarantäne geschickt und die Daten werden dem Gesundheitsamt in Hamm übermittelt. Dieses schickt dann ein Corona-Testmobil, um zusätzlich den ein Stück weit zuverlässigeren PCR-Test zu machen. Wer schon Symptome hat, wird im „aktivita“ nicht getestet, sondern direkt an seinen Hausarzt verwiesen. Wie viele Personen tatsächlich ein positives Testergebnis haben, darf hier aus Datenschutzgründen nicht genannt werden; der deutlich überwiegende Teil falle jedoch negativ aus.
Infos: www.aktivita.com
Foto: aktivita, Hamm