thorsten trifft …Dr.Marc Weitl
2001 gründete Dr. Marc Weitl in Hamburg die cardioscan GmbH, die Ärzten und Fitnessstudios ein Komplettscreening samt Trainingssteuerung anbietet. Im Interview mit Thorsten Rebek verrät er u. a., dass auch er seine Körperdaten überwacht, und gibt erste Details zu seinem neuen Buch preis.
Thorsten Rebek: Wie oft wiegst du dich und überwachst deine Daten?
Dr. Marc Weitl: Täglich! Ganz einfach, weil es mich motiviert, auf Spur und fit zu bleiben.
Thorsten Rebek: Du wohnst in Hamburg. Wie oft gehst du ins Fitnessstudio und welche Sportarten betreibst du sonst noch?
Dr. Marc Weitl: Ich gehe mindestens einmal in der Woche ins Fitnessstudio, trainiere aber fast täglich. Tennis, Golf, Joggen, Rennrad, Ski und Snowboard.
Thorsten Rebek: Du arbeitest eng mit deiner Frau zusammen. Wie sieht euer Tag aus und wie schafft ihr die Trennung zwischen Beruf und Privatem?
Dr. Marc Weitl: Das klappt fantastisch, weil wir uns großartig ergänzen! Für uns macht es das Leben leichter, weil wir viele Themen miteinander teilen können. Allerdings muss dann abends irgendwann Schluss mit Arbeit sein und andere Themen bestimmen unseren Alltag.
Thorsten Rebek: Das Erheben von Daten ist mit viel Vertrauen verbunden. Wie wichtig ist die richtige Aufklärung über die Verwendung und Speicherung der Daten bei den Studiobetreibern, aber auch bei den Mitgliedern?
Dr. Marc Weitl: Sowohl Studiobetreiber als auch Mitglieder sind zu Recht sehr sensibel, was den Umgang mit Gesundheitsdaten angeht. Deswegen nehmen wir das Thema „Datenschutz“ auch sehr ernst. Wir haben über 100 Millionen Gesundheitsdaten in der cardioscan-Cloud und sind überzeugt davon, dass diese Daten ausschließlich dem Mitglied gehören. Das heißt, wir geben die Daten nur weiter, wenn das Mitglied vorher explizit zugestimmt hat und die Weitergabe die User Experience des Trainings verbessert.
Thorsten Rebek: Du arbeitest gerade an einem Buchprojekt. Darfst du schon mehr dazu verraten?
Dr. Marc Weitl: Natürlich geht es dabei auch um Körperdaten. Es gibt Menschen, die keinen Schritt mehr machen, ohne auf ihre Fitbit, Apple Watch oder das iPhone zu schauen. Immer feiner sind die Möglichkeiten geworden, die verschiedenen inneren Werte ohne den Gang zum Arzt zu überprüfen – Puls und Blutdruck sind da bloß der Anfang. Das ist gut. Wer mehr über sich weiß, kann profundere Entscheidungen über das eigene Leben treffen – kann mündig mit seinem Arzt darüber diskutieren, was zu tun ist, als einfach nur hinzunehmen, was auf der anderen Seite des Schreibtisches verordnet wird. Und ich, der ich mein Berufsleben der Diagnostik mittels Körperdaten gewidmet habe, kann das nur begrüßen. Eigentlich. Denn da ist auch noch eine andere Seite: Für mich stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Sind Biohacking, Selbstoptimierung und Quantified Self bloß ein Selbstzweck, ein haltloses Datengesammel ohne Basis, ohne Hintergrund? Ist es vielleicht nur geschicktem Marketing von Apple & Co. geschuldet? Und genau um die Gegensätze und die guten Gründe fürs Datensammeln geht es in diesem Buch. Aus meiner Sicht schaffen Körperdaten ein Bewusstsein für das eigene Sein. Dafür, wie man leben, wie man alt werden möchte. Und vor allem: wie nicht.
Thorsten Rebek: Danke für das Gespräch!
Foto: bodyLIFE