Über den Tellerrand blicken
Seit Anfang Juli ist Ralph Scholz neuer Herausgeber der bodyLIFE Medien. Im Interview erklärt er, wie er seine neue Funktion sieht, wie sich Fachmagazine und Fachmessen ergänzen und wie die Branche fit für die Zukunft gemacht werden kann.
Thorsten Rebek: Wie kommst du zu der neuen Aufgabe als Herausgeber der bodyLIFE Medien und wieso passt sie gut zu dir?
Ralph Scholz: Ich komme ursprünglich aus der Medienbranche. Ende der 1990er Jahre war ich Chefredakteur einer Sportfachzeitschrift und habe sehr viel Redaktionserfahrung gesammelt. Dann war ich mehrere Jahre primär im Fachmessengeschäft unterwegs. Mit bodyLIFE Medien habe ich schon einige Jahre ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis. Als neuer Herausgeber schließt sich für mich beruflich der Kreis.
Thorsten Rebek: Wie passen die beiden Welten „Fachmessen“ und „Fachmagazine“ zusammen und wie befruchten sie sich vielleicht auch gegenseitig?
Ralph Scholz: Wir leben in einer Zeit, in der es nicht mehr ausreicht, ein Fitnessstudio isoliert zu betrachten. Wir müssen auch die äußeren Einflüsse, die auf die Fitnessbranche einwirken, künftig besser beleuchten. Das kann man am besten mit einem Fachmagazin, weil es in der Lage ist, Themen besser in der Breite und Aktualität aufzubereiten, während eine Messe in der Lage ist, ganz gewisse Themen besonders gut abzubilden. Und insofern passen Messen und Medien per se als Informationssysteme sehr gut zusammen.
Thorsten Rebek: Du bist ebenfalls Vorsitzender des DIFG. Wie kannst du diese Position als Herausgeber der body LIFE nutzen?
Ralph Scholz: Eine wesentliche Aufgabe innerhalb eines Verbandes ist es, die Interessenlagen der Mitglieder adäquat abzubilden und diese zu vertreten. Wichtig ist aber auch, sich bei den verschiedenen Strömungen und Interessenlagen der Mitglieder neutral zu verhalten. Das ist bei einem Herausgeber oder auch bei einem Messeveranstalter sehr ähnlich. Es geht bei beiden nicht darum, Einfluss zu nehmen auf die Entwicklung innerhalb eines Marktes, sondern darum, durch eine objektive Darstellung die Leserinnen und Leser oder die Besucherinnen und Besucher in die Lage zu versetzen, sich ein eigenes Urteil bilden und auf dieser Basis Managemententscheidungen treffen zu können.
Thorsten Rebek: Welche Aufgaben hast du konkret als Herausgeber?
Ralph Scholz: Der Herausgeber bestimmt zusammen mit dem Verlag die publizistische Leitlinie. Er entwickelt das publizistische Konzept, jedoch übt er auf die Arbeit der Redaktion im Tagesgeschäft keinen Einfluss aus. Genau auf diese Aufgabe freue ich mich. Denn ich bin überzeugt davon, dass Fachmagazine speziell in den derzeit sehr herausfordernden Zeiten eine immens wichtige Informations- und Mittlerfunktion übernehmen müssen.
Thorsten Rebek: Was sind aus deiner Sicht denn die Treiberthemen?
Ralph Scholz: Die Branche leidet immer noch an den Folgen der Corona-Lockdowns. Zusätzlich belasten die extrem hohe Inflationsrate, die Probleme bei der Energieversorgung und last, not least die Folgen des Klimawandels die Gesellschaft und haben Auswirkungen auf alle Wirtschaftsbereiche – also auch auf den Fitnessmarkt. Um die body LIFE fit für die Zukunft zu machen, müssen wir über den Tellerrand blicken und zeigen, was all diese gesellschaftlichen Themen und Entwicklungen konkret für die Fitnesswirtschaft bedeuten und welche Handlungsoptionen es gibt. Ein gutes Beispiel dafür sind die Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten bei Trainingsgeräten, die eine unmittelbare Folge der wirtschaftlichen Verwerfungen sind. Als Fachmagazin wollen wir zeigen, woran das liegt und wie man damit umgehen kann. Dafür müssen alle Interessenseiten zu Wort kommen – aus allen Teilen der Branche –, damit sich jede Leserin und jeder Leser selbst ein eigenes Bild machen kann. Und dafür braucht man einen sehr guten Zugang zu allen Teilen der Branche.
Thorsten Rebek: Und die crossmediale Ausrichtung wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen?
Ralph Scholz: Auf jeden Fall! Es gibt eine klare Existenzberechtigung für beide Seiten. „Online“ ermöglicht es, sich schnell und tagesaktuell auf dem Laufenden zu halten, und bietet Formate wie zum Beispiel Podiumsdiskussionen mit den Usern. „Print“ hat dafür aber die Möglichkeit, thematisch mehr in die Tiefe zu gehen. Beide Bereiche haben ihre Stärken und die werden wir crossmedial weiter nutzen und ausbauen.
Foto: bodyLIFE