Der Schritt in die Selbstständigkeit
Wie finde ich die richtige Bank zur Finanzierung?
Viele fitness- und sportbegeisterte Menschen träumen vom Schritt in die Selbstständigkeit mit eigenem Studio. Dabei kann man entweder ein bestehendes Studio übernehmen oder eine komplett neue Einrichtung aufbauen. Beide Varianten sind in der Regel mit einem hohen finanziellen Investment verbunden. Daher empfiehlt es sich, diesen Schritt sehr gut vorzubereiten und sich beispielsweise von einem Gründungsberater begleiten zu lassen.
Ein Gründungsberater unterstützt zunächst bei der Erstellung eines Businessplans, in dem die wichtigsten Module des Geschäftsmodells erläutert sind. Dabei sind der berufliche Hintergrund und die fachliche Qualifikation des Gründers genauso wichtig wie die Lage des Studios, das Alleinstellungsmerkmal, das Marketingkonzept, die angestrebte Anzahl an Mitgliedern und die Preisstrategie, mit der man am Markt aktiv werden will. Auch bei der Auswahl der richtigen Rechtsform des zu gründenden Unternehmens ist es wichtig, sich professionell beraten zu lassen.
Businessplan
Ein sehr wichtiger Bestandteil des Businessplans ist ein aussagekräftiger Finanzplan. Dieser enthält alle einmalig und regelmäßig anfallenden Kosten wie die Studiomiete, Personalkosten, Marketingausgaben, Einkaufspreise für Supplements oder Getränke, Wartungs- und Reinigungsarbeiten etc. Darüber hinaus müssen alle zu erwartenden Umsätze integriert werden, z. B. die Mitgliedsbeiträge auf Wochen- oder Monatsbasis, Verkäufe vor Ort, Personal Trainings, Coaching oder andere Einnahmequellen.
Bei Fitnessstudios muss natürlich die unterschiedliche saisonale Auslastung in die Kalkulationen mit einberechnet werden – dies gilt für Kosten und Umsätze gleichermaßen. Ebenso wichtig ist ein prozentual einkalkulierter Zahlungsausfall, wie jüngst durch die Lockdowns verursacht.
Mithilfe dieses Finanzplans wird auch ersichtlich, wie hoch der gesamte Kapitalbedarf ist. Dabei wird zunächst das idealerweise vorhandene Eigenkapital der Gründer berücksichtigt. In den allermeisten Fällen besteht natürlich auch der Bedarf an Fremdkapital. Wenn man diesen ermittelt hat, folgt die Überlegung, welche Art der Fremdfinanzierung als geeignet erscheint. Hier gilt zunächst, zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten zur Finanzierung eines Fitnessstudios zu unterscheiden.
Leasing
Beim Leasing mietet man einen Gegenstand, z. B. ein Laufband oder ein anderes Gerät, von einem Leasingunternehmen und entrichtet dabei eine monatliche Gebühr an den Leasinggeber. Anders als beim Ratenkauf bleibt dieser aber Eigentümer des Geräts und erhält das Gerät am Ende der vereinbarten Laufzeit wieder zurück.
Dadurch, dass man das Gerät nicht kauft und keine hohe Anfangsinvestition hat, schont das Leasing natürlich die Liquidität. Zudem bietet es die Möglichkeit, immer neue und moderne Fitnessgeräte zu leasen und sie den Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. Während der Laufzeit bieten viele Leasinggeber auch Service-Verträge an, z. B. kostenfreie Reparaturen im Schadensfall.
Mietkauf
Eine weitere Möglichkeit ist der sog. Mietkauf, den man als Kauf auf Raten ansehen kann. Zwischen Vermieter und Mieter wird ein Mietvertrag mit dem zeitlichen Eigentumsübergang geschlossen. Es fließen ähnlich wie beim Leasing monatliche Raten an den Vermieter und mit der letzten Rate geht das Gerät in das Eigentum des Mietkäufers über. Dies hat für den Unternehmer bilanztechnische Auswirkungen. Geräte, die über einen Mietkauf erworben werden, sind direkt zu bilanzieren. Die Umsatzsteuer auf die Gesamtmietforderung wird vor Bezahlung des Mietobjekts in einer Summe fällig. Dafür profitiert man z. B. von Abschreibungsvorteilen.
Bankdarlehen
Für einzelne Fitnessgeräte ist das Leasing sicherlich eine sehr attraktive Variante. Dennoch soll an dieser Stelle ausführlich auf den klassischen Weg des Bankdarlehens eingegangen werden. Idealerweise lassen sich beide Formen der Finanzierung miteinander kombinieren. Die folgenden Kriterien sind für die Auswahl einer Bank oder eines Darlehens von besonders großer Bedeutung:
Laufzeit: Meist wird von Existenzgründern oder Unternehmern eine möglichst lange Laufzeit des Darlehens bevorzugt. Bei Finanzierungen im gewerblichen Umfeld kann man ab einer zu finanzierenden Summe von ca. 30.000 Euro von einer Mindestlaufzeit von fünf Jahren ausgehen.
Zinssatz: Die Zinsen sind der Preis, den man zu zahlen hat, um einen Kredit zu erhalten. Logischerweise sollte der Zinssatz des Darlehens möglichst niedrig sein. Aktuell gibt es z. B. Gründerund Unternehmerkredite der staatlich geförderten KfW-Bank von rund 1,3 Prozent. Bei anderen Banken kann der Zinssatz auch bei 3,0 Prozent oder mehr liegen. Die Zinsen sind normalerweise ab dem ersten Monat nach der Auszahlung der Kreditsumme monatlich an die Bank zu entrichten.
Tilgung: Die Tilgung ist die regelmäßige anteilige Rückzahlung des Kredits. Mit jeder Rückzahlung verringert sich die Restschuld. Mindestens ebenso wichtig wie der Zinssatz ist daher die Tilgungsrate, denn diese bildet den wesentlich höheren Anteil der monatlichen Summe, die man an den Darlehensgeber zurückzuzahlen hat. Bei Gesprächen mit Banken ist es sehr wichtig zu erfragen, ob es eine tilgungsfreie Anlaufphase gibt. Angenommen, die Laufzeit des Darlehens beträgt zehn Jahre, so gibt es die Möglichkeit, sogar die ersten beiden Jahre tilgungsfrei zu gestalten. In dieser Zeit zahlt man lediglich die Zinsen, muss aber noch keine Tilgung leisten. Diese Phase ist besonders bei Existenzgründungen sehr wertvoll, da man in Ruhe sein Geschäftsmodell aufbauen und etablieren kann, ohne direkt Teilbeträge des Darlehens zurückzahlen zu müssen. Studiobetreiber können diese Zeit nutzen, um sich einen ausreichenden Stamm an Mitgliedern und Kunden mit vertraglich vereinbarten regelmäßigen Zahlungseingängen auf das Geschäftskonto aufzubauen und sich einen Puffer an Liquidität, also frei verfügbaren Geldern, zu verschaffen. Beispielsweise erst mit Beginn des dritten Jahres der Kreditlaufzeit beginnt die Tilgung. Im dritten Jahr nach der Gründung sollte der Geschäftsbetrieb so stabil sein, dass dies problemlos darstellbar ist.
Eigenkapital: Generell ist es natürlich von Vorteil, im Rahmen einer Existenzgründung über eine relevante Höhe an Eigenkapital zu verfügen. Hierbei gilt die Faustregel, bei einer Kreditsumme von unter 100.000 Euro nicht unbedingt Eigenkapital vorweisen zu müssen. Ab einer Darlehenshöhe über dieser Summe benötigt man ca. 10–15 Prozent Eigenkapital. Selbiges muss nicht unbedingt in die Finanzierung mit eingebracht werden, sollte aber als eine Art Sicherheit für die Bank vorhanden sein. Die Höhe des einzubringenden Eigenkapitals ist jedenfalls ein wichtiger Bestandteil bei der Auswahl des richtigen Finanzierers.
Flexibler Verfügungsrahmen: Bei einigen Banken ist es möglich, die voll beantragte Kreditsumme nicht in einem Block abrufen zu müssen. Dies hat den Vorteil, zunächst nur einen Teil abzurufen und den Rest ggf. auf einem Zwischenkonto liegen zu lassen. Damit verbunden ist eine niedrigere Gesamthöhe des Darlehens und zumeist eine geringere monatliche Tilgungsrate.
Vorfälligkeit: Wenn die Planzahlen übertroffen werden und die Liquidität besser ist als angenommen, entsteht natürlich der Wunsch, das Darlehen ggf. schon früher zurückzuzahlen als ursprünglich vereinbart. Da für die Banken hierdurch der Verdienst am Darlehen niedriger wäre, als zu Beginn der Laufzeit berechnet, fordern Banken in diesem Fall eine sog. Vorfälligkeitsentschädigung. Dies ist eine Art Sonderzahlung, damit die Darlehenssumme in größeren Blöcken zurückgezahlt werden kann. Idealerweise sind in einem Darlehensvertrag kostenfreie Möglichkeiten zur früheren Rückzahlung der finanzierten Summe enthalten.
Schufa
Wenn angehende Existenzgründer ein Bankdarlehen beantragen möchten, sollten im Vorfeld auch im privaten Rahmen Vorbereitungen getroffen werden. Sehr wichtig ist die Schufa-Auskunft, die man sich einmal jährlich kostenfrei ausstellen lassen kann. Selbige sollte unbedingt frei von negativen Einträgen sein. Wenn dies nicht der Fall ist, weil man im privaten Rahmen Rechnungen nicht bezahlt oder nicht auf Mahnungen reagiert hat, wird es mit einem Kredit sehr schwierig. Nur in absoluten Ausnahmefällen sind Banken in derartigen Fällen gesprächsbereit, im Regelfall aber nicht. Eine Prüfung der eigenen Schufa-Auskunft ist demnach unabdingbar. Für bestehende Unternehmungen, z. B. lange existierende Fitnessstudios, die nun eher Wachstumskapital aufnehmen und investieren wollen, gibt es ähnliche Vorgänge. Hier besorgen sich Banken ggf. den sog. Creditreform-Score, der Auskunft über die Bonität, die letzten Jahresergebnisse des Studios etc. gibt. Unternehmer sollten darauf achten, dass ihre Angaben bei der Creditreform aktuell sind.
Kontokorrent-Kredit
Bei der Auswahl des Finanzierungspartners sollten auch begleitende Themen beachtet werden, wie z. B. das Einrichten eines Kontokorrent-Kredits. Dies entspricht der Möglichkeit, das Konto vereinzelt und bis zu einem gewissen Rahmen überziehen zu können, ohne dass hohe Zinsen bezahlt werden müssen. So können vorübergehende Engpässe in der Liquidität – beispielsweise aufgrund von Zahlungsausfällen der Kunden – überbrückt werden.
Kontaktaufnahme
Wenn man den Business- und Finanzplan professionell erstellt hat, sollte man zunächst telefonisch auf relevante Banken zugehen und das Gründungsvorhaben kurz skizzieren. Bei grundsätzlichem Interesse der Bank wird man gebeten, die Unterlagen zuzusenden, damit der Ansprechpartner diese umfassend prüfen kann. Sind das Geschäftskonzept und die Planzahlen überzeugend, wird man im Anschluss zu einem persönlichen Gespräch oder Videocall eingeladen, in dem Rückfragen geklärt und eine mögliche Finanzierung besprochen wird. Meist wird noch eine Selbstauskunft und ein Lebenslauf des Existenzgründers benötigt, die für eine Kreditentscheidung relevant sind. Natürlich können Gründer auch mehrere Banken kontaktieren, um einen Marktüberblick zu erhalten und so mehrere Angebote miteinander zu vergleichen.
Christian Kannenberg
Christian Kannenberg ist Geschäftsführer der EWD Expertennetzwerk Deutschland GmbH. Das Expertennetzwerk ist eine bundesweite Anlaufstelle für Unternehmensgründer und bestehende Unternehmen. Kontaktdaten für ein kostenloses Erstgespräch: ck@expertennetzwerk- deutschland.de
www.expertennetzwerk-deutschland.de
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