Folgen der Digitalisierung
Zero Contract und Gym-Hopping
Durch technische Errungenschaften wie die Entwicklung von Buchungs- Apps, sind flexible Kursbuchungen heute in etlichen Studios Gang und Gäbe. Neue Apps von Plattformen wie Hussle aus London, Urban Sports Club aus Berlin und ClassPass aus New York verstärken den Trend. In London ist Gym-Hopping bereits ein angesagter Trend. „Zero contract“ heißt dort die Devise. Es ist an der Zeit, lange Vertragslaufzeiten über Bord zu werfen.
Angefangen hat alles mit Online- Buchungssystemen wie „MindBody“, „Zingfit“, „Club Ready“ oder „Eversports“. Diese Buchungssysteme ermöglichen es, dass Kunden flexibel von zu Hause aus ihre Kurse online buchen und bezahlen, ohne sich mit langen Vertragslaufzeiten herumzuschlagen. Besonders für Boutique-Studios sind diese flexiblen Buchungssysteme von Vorteil, denn sie reduzieren die Verwaltungsarbeit und machen es leicht, Kunden maximale Flexibilität zuzugestehen. „Pay-as-you-go“ – also nur bezahlen, wenn man tatsächlich trainiert – und die zeitliche Flexibilität sind unschlagbare Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz. Diese Entwicklung führt unweigerlich dazu, dass lange Vertragslaufzeiten immer mehr infrage gestellt werden.
Zero contract – Studios gehen leer aus
Wozu einen langfristigen Vertrag unterschreiben, bei dem jeden Monat der Beitrag abgebucht wird, ob ich nun trainiere oder nicht? Es geht doch auch anders. Die Flexibilität durch Buchungssysteme hat sich durch Apps und Plattformen wie Hussle, Urban Sports Club und Class- Pass rapide erhöht, denn sie ermöglichen es, nicht nur in einem einzigen Studio, sondern gleich bei einer Vielzahl von Studios in einer Stadt oder sogar mehreren Städten flexibel online einzuchecken. Was für die Kunden eine wahre Errungenschaft ist, kann für manchen Clubbetreiber ein Horrorszenario sein. Die Digitalisierung der einzelnen Fitnessanlagen lief eher schleppend, da die Betreiber selbst zu wenig über Apps und Co. wussten, um sich auf eigene Faust mit digitalen Angeboten zu behaupten. Diese Lücke haben Entwickler von Apps genutzt – und sie sind es, die zukünftig den Ton angeben könnten. Denn den Vertrag unterschreiben die Kunden jetzt Benicht mehr bei den Inhabern der Clubs, sondern bei einer Online-Plattform. Für Fitnessanlagen und Boutique-Studios bedeutet das, dass der Verkauf von langfristigen Verträgen, die für Planungssicherheit und finanzielle Stabilität sorgten, zukünftig immer schwieriger wird.
So funktionieren die digitalen Plattformen
Die drei Plattformen Hussle, ClassPass und Urban Sports Club haben unzählige Fitnessstudios, Boutique-Studios, Schwimmhallen und Sporteinrichtungen wie z. B. Boulder- und Kletterhallen als Partner gewonnen und bieten deren Angebote von Yoga über Functional Training und Schwimmen bis hin zu Physiotherapie auf ihrer Plattform an. Die Kunden zahlen meist einen Monatsbeitrag an die Online-Plattform und können dann Kurse online buchen. Die Preise liegen zwischen 29 und 59 Euro monatlich. Clubbetreiber können kostenlos Partner werden und ihr Angebot dann über die Plattformen vermarkten. Sobald ein Gast über eine dieser Apps eincheckt, wird das registriert und der Betreiber des Studios erhält sein Geld. Meist erfolgt die Auszahlung monatlich. Der Vorteil: Durch die hohe Reichweite kommen Kunden, die sonst vielleicht nie in ein Studio gekommen wären – und dadurch steigt der Umsatz. Allerdings kann das auch dazu führen, dass ständig zu viele neue Gesichter auftauchen. Darunter kann die Clubatmosphäre leiden und Stammgäste ziehen sich zurück. Oder noch drastischer: Die Stammkunden wechseln zur Plattform und das reduziert den Umsatz.
Rita Hoogestraat
Den komplettem Artikel finden Sie in der aktuellen bodyLIFE Ausgabe 05/2020 oder als kostenlosen Download im STORE.
Fotos: ClassPass; Urban Sports Club/Stefan Haehnel