Komfortzone
Einrichtung von Functional-Training-Zonen
Was ist bei der Einrichtung von Bereichen für Functional Training in einem Fitnessstudio oder einem Microstudio zu beachten, damit die Trainingszone erfolgreich läuft? Wie groß sollte sie mindestens sein? Welche Trainingsgeräte sollte man unbedingt haben und wie viel Personal ist zur Betreuung notwendig?
Für das Functional Training wird weder besonderes Equipment noch eine spezielle Trainingszone in Fitnessstudios benötigt, denn beim Training werden Übungen durchgeführt, die sich am natürlichen, alltäglichen Bewegungsablauf orientieren und mehrere Muskeln gleichzeitig trainieren. Das geht überall und jederzeit, da mit dem eigenen Körpergewicht trainiert wird. Personal Trainer können also jederzeit auch ohne Räumlichkeiten outdoor starten, natürlich vorausgesetzt, sie haben eine entsprechend gute Ausbildung.
Allerdings ist die Zeit nicht stehen geblieben und es sind mittlerweile eine Vielzahl an Boutique Studios auf dem Markt, die sich mit coolem Design und durchdachter Trainingseinrichtung auf den Bereich Functional Training spezialisiert haben. Auch große Fitnessanlagen sehen sich einer neuen Konkurrenz ausgesetzt und haben begonnen, dem Trend entsprechend spezielle Functional- Training-Zonen einzurichten.
Neue Einrichtungsstandards
Auch wenn das eigene Körpergewicht als Trainingsgrundlage eigentlich ausreichend ist, so geben neu eingerichtete, moderne Bereiche für das Functional Training mittlerweile bestimmte Mindestanforderungen in Sachen Ausstattung vor. Denn aufgrund der hohen Medienaufmerksamkeit ist Functional Training inzwischen sehr bekannt. Entsprechend steigen auch die Erwartungen der Kunden. Nur outdoor ohne Hilfsmittel zu arbeiten oder als Clubbetreiber lediglich ein paar Yogamatten und Hanteln im Gerätebereich bereitzustellen, reicht nicht aus.
„Schaut man sich die Entwicklung der Studios an, so waren es zu Beginn des Functional-Training-Zeitalters noch meist kleine Flächen. Schnell nahmen diese speziellen Trainingsflächen ein Viertel oder ein Drittel der Studioflächen ein“, sagt Stefan Liebezeit, Sportwissenschaftler und Ausbilder bei Transatlantic Fitness. Neben Kleingeräten wie z.B. Kettlebells und Medizinbällen reicht das Spektrum mittlerweile von Suspension Training, Racks und Rudergeräten bis zu digitalen, interaktiven Hightech-Böden, die Functional Training mit Gaming verknüpfen. Die Auswahl wird immer größer und das macht es nicht leichter, sich zu überlegen, was genau für die Einrichtung wichtig ist. Dabei spielen auch die eigenen Vorlieben, die ganz persönlichen Schwerpunkte, die vorhandenen Räumlichkeiten und der finanzielle Rahmen eine Rolle.
Das Konzept entscheidet
Neben der Auswahl der bereitgestellten Kleingeräte muss jeder für sich selbst entscheiden, was er anbieten will. Grundlage ist erst einmal die Überlegung, wie viel Platz überhaupt zur Verfügung steht und wie diese Fläche am besten genutzt werden kann. Soll ein Boutique Studio eröffnet werden oder wird eine bestehende Fitnessanlage umgestaltet? Dabei spielen besonders die Vorlieben und Ziele des Inhabers, die Zielgruppe und die Kundenwünsche eine große Rolle.
Entscheidend bei der erfolgreichen Umsetzung ist deshalb, welches Konzept verfolgt wird. So hat sich das „Athletik Docks“ im Hamburger Schanzenviertel beim Functional Training auf Einzel- und Krafttraining spezialisiert. „TRX Suspension Training gibt es bei uns nicht. Dafür einige Kraftgeräte wie zum Beispiel Leg Curl und Leg Extension sowie verschiedenste Langhanteln mit unterschiedlichen Griffen, Gewichtsplatten und Kurzhanteln“, erklärt Geschäftsführer Nima Mashagh. „Wir sind fünf Personal Trainer, die in Vollzeit arbeiten, entsprechend sind bei voller Belegung fünf Trainer und fünf Teilnehmer vor Ort. Deshalb haben wir auch fünf Racks und entsprechend viele Lang- und Kurzhanteln.“
Die Flächengröße
Je größer der Raum ist, desto spektakulärer kann er natürlich eingerichtet werden. Ob die Zone dadurch auch erfolgreich ist, ist nicht gesagt. Das Beispiel des „AthleUntertik Docks“ in Hamburg zeigt, dass die Größe nicht entscheidend für den Erfolg ist, sondern der Erfolg vom Konzept abhängt. Die Brüder Nima und Bijan Mashagh starteten zunächst auf einer Fläche von 200 m². „Wir hatten dann die Möglichkeit, die Fläche auf 350 m² auszubauen“, sagt Nima Mashagh. Mit dieser Fläche haben die maximal fünf Trainierenden mehr als genug Platz. Auch in der „Athletikhalle“ in Norderstedt bietet Inhaber Thorben Schütt seit Januar 2018 Athletiktraining und Functional Training auf 380 m² an. Die Halle ist ausgestattet mit dem neuesten Equipment, darunter zwei sechs Meter lange Custom Racks sowie eine 30 Meter lange und drei Meter breite Kunstrasenbahn.
Je größer die Zone wird, desto eher stellt sich die Frage nach den finanziellen Möglichkeiten, denn mehr Raum bedeutet auch, mehr Equipment und mehr Personal bereitzustellen. Wie groß sollte so eine Fläche dann mindestens sein? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Für das „Athletik Docks“ sind 350 m² mehr als ausreichend. Die „heldenhalle“ in Stuttgart ist einer von drei Clubs der Move Factory. Die ehemalige Fabrikhalle mit einer Raumhöhe von elf Metern bietet auf 2.000 m2 Equipment für Functional Training, aber auch klassisches Kraft- und Cardiotraining. Die einen liebäugeln mit kleinen Flächen, die nächsten favorisieren Flächen über 1.000 m2. „Functional Training kann prinzipiell auch ohne Equipment auf kleinstem Raum durchgeführt werden“, findet Christin Lüdemann, stellvertretende Geschäftsführerin Meridian Spa & Fitness in Hamburg. „Für möglichst viel Abwechslung beim Training braucht man jedoch ausreichend Platz, 100 bis 200 m2 – allein schon für die Sprintstrecke. Aus unserer Sicht sind 250 bis 400 m2 optimal.“ Marcel John ist geschäftsführender Gesellschafter der Functional Training Company GmbH und kennt sich mit der Einrichtung von Functional-Training- Zonen aus. Er hält eine Mindestgröße von 70 bis 100 m2 für sinnvoll. „Grundsätzlich reicht für eine kleine Gruppe von drei bis fünf Teilnehmern eine Fläche von rund 30 m2 aus“, ist das Team von Life Fitness überzeugt.
Die wichtigsten Tools
„Unbedingt braucht man ausschließlich eine Grundfläche, jedes weitere Equipment ist optional“, weiß Christin Lüdemann. „Um neben Kraft auch Ausdauer und Schnelligkeit trainieren zu können, sollte neben klassischen Geräten – TRX, Corebags, Kettlebells, Kurzhanteln, Medizinbällen – auch Material wie Ruderergometer, Battle Ropes, ein Schlitten und Plyoboxen angeboten werden“, meint die stellvertretende Geschäftsführerin vom Meridian Spa & Fitness. „Geräte, die viele Nutzungsoptionen bieten – Tower – sind aus Platzgründen vorteilhaft. Geräte für diverse Nischen wie beispielsweise Crossfit/olympisches Gewichtheben sind optional, aber nicht zwingend notwendig – Langhanteln mit mobilen Racks und gummierten Scheiben sowie reboundfähiger Boden sind von Vorteil. Ein Tower oder eine Bridge schaffen hingegen beste Voraussetzungen für eine sehr große Anzahl verschiedener Übungen.“
Entscheidend ist auch hier wieder, welche Ziele mit der Einrichtung verfolgt werden. Das Team von Life Fitness hält für eine große Trainingsvielfalt ebenfalls Tower in Kombination mit einer Bridge für unverzichtbar. So sei von Übungen mit dem eigenen Körpergewicht über Einheiten mit Zubehör wie Fitnessbändern, Sandbells und Kettlebells bis hin zu Workouts mit Kurz- und Langhanteln alles möglich. „Dazu gehören zudem passende Cardiogeräte. Außerdem ist ein geeigneter Boden mit Markierungen, guter Haftung auf dem Untergrund und optimalem Halt für die Trainierenden wichtig für ein dynamisches Training“, weiß Life Fitness. Auch für Marcel John von der Functional Training Company GmbH gehören Hilfsmittel wie TRX Suspension Trainer, Kettlebells, Battle Ropes, Plyoplattformen, Turf, Mini- und Superbands zur Grundausstattung einer Functional-Training-Zone.
Passende Böden
Es kristallisiert sich heraus, dass besonders Zubehör wie Kettlebells, Lang- und Kurzhanteln, Slingtrainer bzw. TRX Suspension Trainer, Medizinbälle, Battle Ropes, Tubes, Minibands und Plyoboxen eine gute Trainingsbasis bieten. Nice to have sind hohe Liegestützgriffe und eine Speed Ladder, wenn keine Markierungen am Boden sind. Wer langfristig denkt, sollte zudem an gute Böden denken. Turf, also ein Kunstrasen für Sprints und das Ziehen von Gewichtsschlitten, machen Eindruck und sorgen dafür, dass der Bereich sofort erkannt wird. Boutique Studios, die auf Functional Training spezialisiert sind, haben heute meist Böden mit visueller Unterstützung durch am Boden aufgebrachte Markierungen für Ausfallschritte und Speed Ladder. Auch Christin Lüdemann meint, dass „der Bodenbelag den Anforderungen entsprechend angepasst sein muss: rutschfest, federnd bzw. elastisch und widerstandsfähig“. Auch hohe Decken seien von Vorteil. „Functional Training kann mit einem höheren Lärmpegel und Erschütterungen einhergehen, weshalb der Standort nicht neben oder über Ruheräumen oder ähnlichen Einrichtungen liegen sollte.“
Torsten Scheibel, Sales Director von Pavigym und Prama, kennt die Tücken: „Der Boden muss unterschiedlich ausfallen – Dicke, Resistenz, Gummihärte, Qualität. Schließlich ist der Bodenbelag das Fundament jeder funktionalen Fläche, auch wenn diesem oft wenig Beachtung geschenkt wird“, sagt der Profi. „Wir wollen von unseren Kunden erfahren, welche Belastungen an den Boden tatsächlich gestellt werden, denn es ist sicher ein Unterschied, ob Langhanteln von der Schulter abgeworfen werden oder nur Bodenübungen stattfinden. Dann bleiben Fragen nach dem Untergrund und den Installationen auf der Fläche – Türme, Racks, Geräte – sowie Fußbodenheizung, Feuerfestigkeiten, Beschaffenheit des Estrichs etc.“ Der Boden sollte also sehr robust sein, Schläge gut absorbieren und Geräusche und Vibrationen dämpfen. Sinnvoll sind zudem Markierungen für freie Übungen. Wenn der Boden mit Markierungen gute Orientierung bietet, dann können ca. 20 Personen auf 60 m2 trainieren.
Wie viel Personal ist nötig?
Neben Anbietern wie „Athletik Docks“, die auf eine Eins-zu-Eins-Betreuung spezialisiert sind, sind Betreiber großer Fitnessanlagen, Inhaber von Boutique Studios und Anbieter aus der Industrie der Überzeugung, dass zu einer erfolgreich eingerichteten Functional-Training- Zone der Aufbau von Smallgroup- Training wichtig sei. Torsten Scheibel empfiehlt den Aufbau von Kursen in der Zone, denn allein würden sich nur wenige in den neuen Bereich trauen. Die Kommunikation der Mitglieder untereinander wird durch die Interaktion auf der Functional-Training-Fläche stark gefördert. Damit das alles reibungslos funktioniert, müssen Trainer gut ausgebildet sein und die Qualität der Betreuung muss stimmen.
Dazu gehört, dass Kleingruppen wirklich Kleingruppen bleiben. Werden von nur einem Trainer zu viele Kunden betreut, wird es schnell unübersichtlich und die Verletzungsgefahr steigt. „Die Notwendigkeit des Personals richtet sich nach der Größe der Fläche, der Anzahl der Nutzer sowie der Vielfältigkeit des Angebotes“, erklärt Christin Lüdemann. „Auf der Functional Fläche kann viel differenzierter trainiert werden, weshalb neben vielen Möglichkeiten auch viel Verletzungspotenzial besteht. Um möglichen Verletzungen entgegenzuwirken, sollten möglichst mehr Trainer als üblich eingesetzt werden.“ Wie viele Kunden pro Trainer betreut werden sollten, da scheiden sich die Geister. Marcel John rät dazu, dass ein Trainer maximal 15 Kunden betreuen sollte. Life Fitness empfiehlt, dass auf einen Trainer maximal acht Trainierende kommen sollten.
Rita Hoogestraat
Foto: Meridian Spa & Fitness Wandsbek