Fachkompetenz und Gesundheitsnetzwerke
Interview mit Markus Rauluk, Inhaber von Medical Active International
Markus Rauluk ist Fitnessunternehmer und gründete 2012 das Branchennetzwerk „Medical Active International“. Im Interview gibt er eine Einschätzung zum Status quo des medizinischen Fitnesstrainings und erklärt, wie sein Netzwerk Studiobetreiber bei der Konzeptionierung im Gesundheitsbereich unterstützen kann.
body LIFE: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des medizinischen Fitnesstrainings?
Markus Rauluk: Medizin und Fitness rücken zusammen, indem beides heute stärker denn je aufeinander aufbaut. Traditionell betrachteten insbesondere versierte Schulmediziner der alten Schule alles rund um die Themen der Medizin als ihr ureigenes Hoheitsgebiet. Ganz früher durfte man als Patient noch nicht einmal nach einer Erläuterung des verschriebenen Medikamentes fragen, ohne dass sich manch ein Arzt in seiner Autorität gestört oder zumindest unangenehm hinterfragt fühlte. Die Denkweise der Ärzte hat sich in den vergangenen Jahren deutlich zu Gunsten der Fitness- und Gesundheitsbranche geändert. Wir analysieren dieses Phänomen unter dem Stichwort „Generationenwechsel Arzt“. Die neue Generation junger, modern und innovativ ausgebildeter Ärzte treibt oftmals selber viel Sport, geht Joggen, Biken oder Ski laufen – ihnen muss man die positiven Wirkungsweisen von gezielten Präventionsaktivitäten, z. B. Muskeltraining zur Stärkung des Immunsystems, kaum noch erklären oder zumindest verstehen sie es sofort und erkennen den Nutzen.
Dennoch ist meiner Meinung nach ein reguläres, zielgesteuertes Präventionstraining mit qualifizierten Trainern nicht gleichzusetzen mit einem echten medizinischen Fitnesstraining – dieses fand bisher eher unter Anleitung von Ärzten in speziellen Kliniken statt, z. B. nach einem Unfall mit daraus erfolgter Operation. Allerdings werden gerade neueste Ausbildungen bekannter Institute und Hochschulen zum Thema „Medizinisches Fitnesstraining“ entwickelt und bereits angeboten. Der Markt entwickelt sich also. Danach folgen Eigenverantwortung und Nachhaltigkeit. Qualifizierte Fitness- und Gesundheitsstudios haben dadurch immer bessere Chancen, sich als wichtige Leistungsanbieter im zweiten Gesundheitsmarkt zu etablieren. Nach der Behandlung oder der Therapie, ob nach Klinikaufenthalt oder Arztbesuch, können diese punkten, wenn sie als Gesundheitsanbieter den ehemaligen Patienten dann als Kunden oder Mitglied kompetent beraten und mit ihm entsprechende gesundheitliche Ziele formulieren. Diese potenziellen Kunden bzw. Mitglieder sollten motiviert sein, bisherige Behandlungs- oder Therapieergebnisse durch Training eigenverantwortlich und nachhaltig stabilisieren zu wollen. Somit sehe ich die Reihenfolge bzw. das Zusammenwachsen so, dass nach der medizinischen Behandlung oder Therapie durch den Arzt oder die Klinik das qualifizierte eigenverantwortliche Gesundheitstraining mit dem Ziel der Stabilisierung bisheriger Ergebnisse bei einem Fitness- und Gesundheitsstudio mit entsprechend ausgebildeten Trainern stattfinden sollte.
body LIFE: Was sollten Studios tun, um von einem Fitness- zu einem Gesundheitsstudio zu werden?
Markus Rauluk: Nennen wir es „die drei Qs“: Die Wahrnehmung der Kompetenz durch Q1 – qualifiziertes Personal, Q2 – eine qualifizierte, zeitgemäße Ausstattung und Q3 – qualifizierte Trainingsangebote sollten im Vordergrund stehen. Hochschulen und Ausbildungsinstitute unserer Branche, z. B. die DHfPG, das IST oder auch die IFAA, leisten hier eine hervorragende Arbeit und stärken so die Unternehmen bei der Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Parallel dokumentieren Trainingsgeräte die Trainingsfortschritte und auch Analysegeräte der Marken InBody, seca oder Tanita arbeiten immer präziser, was die Erfassung und Auswertung wichtiger gesundheitlicher, teils sogar medizinischer Daten angeht.
body LIFE: Welche Hürden und Fallstricke gibt es bei der Positionierung als gesundheitsorientiertes Studio?
Markus Rauluk: Wenn man Service, Betreuung und gesundheitliche Leistungen bewirbt, sollte man diese auch fachkompetent erbringen können. Entsprechend sollte man die Leistungen, die man anbietet, so bewerben, wie sie tatsächlich angeboten werden können – und nicht zu missverständlichen Irritationen führen. Darin sehe ich übrigens keinen Nachteil, sondern eher einen großen Vorteil. Denn was ist gegenüber dem potenziellen Kunden, sprich dem Endverbraucher, wichtiger als Glaubwürdigkeit in Sachen Kompetenz und Transparenz, in Sachen Leistungsfähigkeit?
body LIFE: Wie unterstützt Ihr Unternehmen Medical Active Studiobetreiber?
Markus Rauluk: Wie baut man ein lokales Netzwerk aus Ärzten und Gesundheitspartnern auf? Wie erreicht man Ärzte, heißt, wie erhält man fast immer in kürzester Zeit einen Termin? Wie bzw. zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Argumenten präsentiere ich mein Anliegen beim Arzt? Was sind die Argumente, die einen Arzt veranlassen können, seine Patienten zu eigenverantwortlichem Muskel- und Gesundheitstraining zu motivieren? Warum denken wir bei Medical Active nicht nur an Hausärzte und klassischerweise an Orthopäden? Welche Rolle spielen Frauenärzte, Zahnärzte, HNO-Ärzte, Psychologen und viele weitere Facharztbereiche in einem lokalen Netzwerk? Welche Rolle spielen weitere Gesundheitspartner wie Apotheken, Physiotherapeuten oder Augenoptiker in einem Netzwerk aus Ärzten und Gesundheitspartnern? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir in einem gründlichen Coaching zum Start der Kooperation. Die Nachfrage nach Qualitätsanbietern im Gesundheitsbereich wächst spürbar. Unsere Marke Medical Active mit dem Zusatz „Netzwerk Fitness und Gesundheit“ hilft, eingebunden in die lokale Marketingkommunikation aus Print, Web, sozialen Medien und Presse, die eigene Qualifikation und Kompetenz besser sichtbar zu machen. Sie weist außerdem erkennbar auf die Netzwerkkooperationen hin. So werden Qualität und Kompetenz sichtbar und helfen, die eigene Positionierung und das Gesundheitsimage zu optimieren.
body LIFE: Warum sind Gesundheitsnetzwerke unumgänglich und wer gehört zur Zielgruppe dieser Netzwerke?
Markus Rauluk: Die Menschen werden älter, das arbeitsbedingte Bewegungsverhalten hat sich geändert und auch immer mehr jüngeren Menschen fehlt ein wichtiger körperlicher Ausgleich. Bewegungsmangel, Sarkopenie, Muskeltraining und Immunsystem sind nur einige von vielen Stichworten, die jetzt und in Zukunft immer mehr Ärzte als auch immer mehr qualifizierte Präventions- oder Gesundheitsanbieter beschäftigen und zu einem immer regelmäßigeren Erfahrungsaustausch führen, um Behandlungen, Therapien und Angebote zu entwickeln. Die Schlussfolgerung: Je nach gesundheitlicher Ausgangsbasis kann es für obige Zielgruppen immer häufiger dringend empfehlenswert sein, spätestens nach der Therapie und/oder Behandlung durch den Arzt mit einem eigenverantwortlichen, gezielten und nachhaltigen Training unter qualifizierter Beratung und Betreuung zu beginnen.
„Besser gemeinsam“ titelte unlängst die Apothekenumschau in ihrer bundesweiten Auflage mit sieben bis acht Millionen Exemplaren auf Seite 1. In der Fitness- und Gesundheitsbranche wurde die Experten Allianz für Gesundheit e.V. gegründet, u. a., um in der Politik für die Notwendigkeit von Immunsystem-stärkendem Muskeltraining in der Bevölkerung und die wachsende Leistungsfähigkeit qualifizierter Fitness- und Gesundheitsanbieter zu sensibilisieren. Gesundheitsnetzwerke sind also voll im Trend der Zukunft!
body LIFE: Herr Rauluk, vielen Dank für das Interview.
Foto: Markus Rauluk