Jubiläum trotz Hindernissen
Anfang November feierte das „myoloft“ in Durmersheim bei Karlsruhe sein einjähriges Bestehen. Es war ein Jubiläum der besonderen Art, denn das Fitnessstudio hatte bis heute aufgrund des Lockdowns insgesamt nur fünf Monate geöffnet. Dank harter Arbeit, starkem Team und viel Herzblut konnte sich Daniel Huber mit seinem Club trotzdem am Markt behaupten.
Am 1. November 2020 eröffnete das „myoloft“ seine Türen – und musste einen Tag später aufgrund des Lockdowns wieder schließen. Für den Inhaber Daniel Huber war das eine echte Ausnahmesituation. „Es war ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst waren wir völlig euphorisch und voller Tatendrang und einen Tag nach der Eröffnung kam die Hiobsbotschaft Wir müssen aufgrund des Lockdowns schließen.“
Zunächst hielt der Tatendrang aber lange an – es wurde sehr viel umgebaut und renoviert. Huber hatte damals ein in die Jahre gekommenes Fitnessstudio von seinem Vorbesitzer übernommen und erneuerte das Gesamtkonzept, das Design und viele Geräte. Dann aber stellte sich langsam die Frustration ein, weil ein Ende des Lockdowns nicht in Sicht war.
Gutes Krisenmanagement von Anfang an gefordert
Huber blickt auf das letzte Jahr mit gemischten Gefühlen zurück. Eine Planung war fast unmöglich, da alles anders kam als erwartet. „Wir brauchten viel Improvisation und ein gutes Krisenmanagement“, erzählt er. Gleichzeitig musste er aber weitere Mitarbeiter einstellen, weil der Club wachsen und die Betreuung der Mitglieder ausgeweitet werden sollte. Damit ging Huber ein sehr hohes Risiko ein, denn er wusste nicht, ob und wann er das Studio wieder öffnen durfte. „Ich bin stark in Vorleistung gegangen, was sich aber zum Glück als richtig und wichtig herausgestellt hat. Die Hausbank, unser Vermieter und die Lieferanten haben uns in den heißen Phasen vertraut und unterstützt. Das hat uns sehr geholfen“, blickt er zurück.
Die Oktober- und die Novemberhilfe sowie die Überbrückungshilfe 3 kamen an, jedoch sehr spät. Unterstützung kam aber vonseiten der Familie, vom Vermieter, von den Banken, Dienstleistern und Lieferanten – und nicht zuletzt von den Mitgliedern, die Huber von seinem Vorgänger übernommen hatte. Eine insgesamt sehr schwierige Situation, denn die Mitglieder hatten schließlich kaum Zeit, sich auf den neuen Inhaber, den neuen Club und das neue Team einzustellen. Kontakt hielten Huber und sein Team via Newsletter, Telefon und Social Media. Auch riefen sie regelmäßig die Mitglieder an, um nicht den Anschluss zu verlieren. Während der Schließung war es so gut wie unmöglich, neue Mitglieder zu gewinnen; Huber beziffert die Neuabschlüsse während dieser Zeit auf zwei bis drei.
Aufgeben kam zu keinem Zeitpunkt infrage
Ob er auch mal mit dem Gedanken spielte, alles hinzuschmeißen? „Nein“, sagt Huber. „Aber ich wollte ab März kein Geld mehr investieren, weil alles so aussichtslos war.“ Zudem kamen einige Gespräche hinzu, die nicht gut verliefen und in denen Huber immer wieder hörte, dass er nur Pflichten, aber keine Rechte habe. „Es waren leider ein paar selbst ernannte Rechtsexperten dabei, die ihre eigenen Pflichten ausgeklammert und ihre eigenen Rechte beschönigt hatten“, berichtet er. „Diese ,Problemchen‘ wurden dann aber relativ unkompliziert von mir gelöst und dadurch haben wir uns für die Zukunft wahrscheinlich einige negative Spannungen im Club erspart.“ So konnte das Team mit denjenigen Mitgliedern neu starten, die ihre Dankbarkeit und Zufriedenheit sehr stark nach außen getragen haben. „Das ist auch unsere größte Stärke: Nach der Eröffnung gab es viel positives Feedback, unsere Mitglieder empfahlen und empfehlen uns weiter. Die Stimmung im Club ist großartig.“
Insgesamt zieht er aus der schwierigen Zeit ein positives Fazit: „Die Zeit war super für die Entwicklung des Clubs. Es war quasi eine sehr lange und intensive Teambuilding-Maßnahme“, so der Inhaber. „Der Club ist mittlerweile auf dem Stand, wie ich ihn für 2023/2024 geplant hatte.“ Besonderen Wert legen der Inhaber und sein Team dabei auf eine „bedingungslos familiäre Clubatmosphäre und fachlich kompetente Mitarbeiter, die in puncto Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft unschlagbar sind“. Das mögen zwar viele Clubs von sich behaupten – wenn man aber im „myoloft“ zu Gast war, merkt man schnell, dass dies nicht nur leere Worte sind.
Ein positiver Blick in die Zukunft der Branche
Für die Branche wünscht sich der Inhaber, dass sie endlich die Anerkennung und Akzeptanz erhält, die sie verdient. „In dieser Branche arbeiten so viele geniale Menschen, die die eigene Freizeit zurückstellen und einen sinnvollen sowie erfüllenden Beruf einem besser bezahlten mit weniger Sinnhaftigkeit für die Gesellschaft bevorzugen. Das ist leider auch in anderen sozialen Berufen Normalität.“ Seiner Meinung nach müsste es zukünftig eine Dreiteilung der Mitgliedsbeiträge geben: Ein Drittel zahlt der Trainierende selbst, ein Drittel der Arbeitgeber und ein Drittel die Krankenkasse. „Das wäre eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, hier in die Prävention zu investieren, und so sollte auch jede dieser ,Parteien‘ dazu beisteuern. Wahrscheinlich ist das sehr naiv gedacht, aber man darf ja die Hoffnung nicht aufgeben.“
Hubers Geschichte und die des „myolofts“ sollte anderen Studios und der gesamtem Branche Mut machen. Denn hieran wird deutlich, dass es sich lohnt, dranzubleiben und für sein Studio zu kämpfen – auch wenn die Lage aussichtslos erscheint.
Dr. Miriam Sonnet
Foto: body LIFE