Thorsten trifft … Markus Rauluk
Mit zwölf Jahren schon fing Markus Rauluk an, sich mit dem Thema „Fitness“ zu beschäftigen. Im Interview erzählt der Gründer des Branchennetzwerks „Medical Active International“ u. a., welche Rolle Ralf Möller in seinem Leben spielt und welche Stationen er auf seinem Weg zum Fitnessunternehmer zurückgelegt hat.
Thorsten Rebek: Wie bist du zum ersten Mal mit Fitness in Kontakt gekommen?
Markus Rauluk: Hierzu gibt es tatsäch-lich eine außergewöhnliche Anekdote … Ich wohne seit 2005 in Landshut bei München, komme aber gebürtig aus Recklinghausen/NRW. Das Besondere: In einem Mehrfamilienhaus im einfachen, bodenständigen Stadtteil Recklin-ghausen-Süd wohnte auch unser heutiger Gladiator und Hollywood-Export Ralf Möller. Ralf, sieben Jahre älter, war gerade „im Flow“, heißt: Ich sah mit zwölf Jahren, wie Ralf gerade dabei war, den ockerbeigen VW seines Vaters zu waschen mit durchtrainiertem freien Oberkörper. Auf meine Frage, wie man solche Muskeln bekommen kann, antwortete er mit der Gegenfrage zu meinem Alter: Wie alt ich also wäre. Kurzum „schickte“ er mich aus dem Grund, weil ich erst zwölf Jahre alt und somit noch im Wachstum wäre, zunächst zum Schwimmen. Ich wurde also Schwimmer, Wasserballspieler und stand drei Jahre später wieder sozusagen „auf der Matte“. Ein Mann, ein Wort. Ab dem 15. Lebensjahr nahm Ralf mich dann, wann auch immer es passte, mit in die damaligen Kellerstudios der Bodybuilder, z. B. von Jürgen Brand in Essen. Mit 20 Jahren hatte ich dann eine Beteiligung an einem gym80-Fitnessstudio. Später reorganisierte ich in Leitungsfunktion Multianlagen mit Tennis und Badminton wirtschaftlich zu Standorten mit großen Fitnessbereichen um. Mein persönlicher Quantensprung, was Erfahrung mit Strategie, Sales und Management angeht, war, als ich die Gelegenheit bekam, nach einer anspruchsvollen Bewerbung als der erste deutsche Management-Mitarbeiter ab 2000 die Holmes-Place-Expansion in den deutschsprachigen Raum zu begleiten. Hier ging es nicht darum, dass sich die Standorte in optimalen Lagen befanden, dem war leider nicht immer so, sondern dass ich tief in den damals in Deutschland noch weitestgehend unbekannten Sales und Management-Strategien eines internationalen Premium-Marktführers der Fitness- und Gesundheitsbranche ausgebildet wurde. Da ich aus den damaligen Lerninhalten auch die ersten Operation-Handbücher ins Deutsche übersetzt, an unsere deutsche Mentalität angepasst und rechtlich abgestimmt hatte, habe ich in dieser Zeit unglaublich viel gelernt, insbesondere was Sales-Strategien und Zielgruppen-erreichung angeht. Von 2005 bis 2012 habe ich dann für Investoren einen Club in Bayern reorganisiert, der 2010 sogar die Auszeichnung „body LIFE Club des Jahres“ gewann.
Thorsten Rebek: Wie kam es dazu, dass du dich anschließend selbstständig gemacht hast?
Markus Rauluk: Ich war Führungskraft, hatte aber immer noch jemanden als Shareholder oder Inhaber im Hinter-grund, was mir einerseits ein wertvolles Gefühl der Sicherheit gab, mich ande-rerseits auch oftmals in der Umsetzung meiner Flausen und kreativen Ideen einschränkte. Als sich circa ab 2008 abzeichnete, dass sich die Entwicklung von Premium und Lifestyle Clubs immer stärker zur Gesundheitspositionierung entwickelte, scheiterte ich sozu-sagen an der teilweisen Einstellung meiner Reha Zielgruppe: „Ich komme aber nur, weil die Krankenkasse zahlt.“ Mein Verständnis von Eigenverantwortung für Gesundheit wurde auf die Probe gestellt. Ich war auf einmal besessen von der Idee, gesundheitsorientierte Fitnessstudios mit Ärzten und weiteren Gesundheitspartnern zu vernetzen, um mehr Menschen für eigenverantwortliches Training zu motivieren – zu motivieren ohne die oftmals praxisfremden Regelungen der Krankenkassen, die bei ihren Präventionsangeboten teilweise noch nicht einmal die vielfältigen Berufsbilder der bekannten Hochschulen und Ausbildungsinstitute unserer Branche berücksichtigten. Es ging mir insbesondere um die Menschen, die meist schon länger den Gedanken mit sich herumtrugen, eigenverantwortlich aktiv zu werden. Diesen wollte ich den noch letzten fehlenden Motivationsimpuls zukommen lassen: anzufangen, etwas für sich zu tun. 2012 ergab sich dann für mich die Gelegenheit, mich mit der über mehrere Jahre entwickelten Idee mit „Medical Active“ selbstständig zu machen.
Thorsten Rebek: Welche Zukunft hat für dich die Fitnessbranche?
Markus Rauluk: Ich mache mich jetzt vielleicht nicht unbedingt bei jedem beliebt, aber ich begrüße die Chancen, die nun durch eine schon lang fällige Marktbereinigung entstehen. Einfach ausgedrückt: Diejenigen, die sich beispielsweise über Jahre damit begnügt haben, alle drei Jahre die Polster ihrer uralten Geräte zu wechseln, eine Wand im Wellnessbereich gelb zu streichen und eine Plastikpalme vor die Sauna zu stellen, zeitgleich die Löhne ihrer Mitarbeiter reduzierten, um die Leasingrate für ihren neuesten Sportwagen zu finanzieren, sollten sich nicht wundern, wenn sich ihre bisherige Zielgruppe verändert und neu orientiert. Wenn ich z. B. transparent wenig Serviceleistung anbiete und geringe Mitgliedsbeiträge kalkuliere, dann ist das in Ordnung; das ist eine klare Positionierung. Wenn ich qualitativen Service und Beratungsqualität anbiete und liefere, ebenso. Letzteres entspricht durchaus mehr meinen persönlichen Vorstellungen. Um auf die Frage zurückzukommen: Ein klares Profil und eine erkennbare Positionie-rung werden sich durchsetzen. Die Fitness- und Gesundheitsbranche hat nicht nur eine starke Zukunft, sie ist aus vielerlei Gründen geändertem Arbeits- und Bewegungsverhalten, Demografie etc. die Zukunft, davon bin ich überzeugt. Eine klare Positionierung insbesondere in Verbindung mit erkennbaren qualitativen Leistungen, die die Zielsetzung der Mitglieder unterstützen, wird sich durchsetzen. Im Übrigen entwickelt sich bei fast allen Menschen auch ein starker Nachholbedarf nach sozialen Kontakten. Das in der Coronazeit wichtige Streamen von Kursen kann eine gute digitale Ergänzung seiner Angebote sein, wenn man z. B. an seinem favorisierten Rückenkurs aus privaten oder beruflichen Gründen nicht im Studio teilnehmen kann, aber beispielsweise aus dem Wohn- oder Hotelzimmer daran teilnehmen möchte. Aber diese Leistungen werden den persönlichen Kontakt zum Trainer niemals vollständig ersetzen können.
Thorsten Rebek: Als Unternehmer braucht man ein starkes Umfeld. Auf welche Personen kannst du dich jederzeit verlassen?
Markus Rauluk: Weniger ist mehr. Loyalität und Respekt zahlen sich aus. Ich habe ein paar wenige, sehr starke Menschen, um nicht zu sagen Persönlichkeiten aus freundschaftlichen und beruflichen Bereichen in meinem Umfeld vorrangig, aber nicht nur in Deutschland. Die zu diesen Menschen zum Teil über viele Jahre entstandene wechselseitige Wertschätzung bedeutet mir viel und diese gilt es zu pflegen. Was oft von außen falsch verstanden wird: Man muss sich nicht jeden Tag sehen oder sprechen, um zu wissen, dass man im Zweifel aufeinander zählen kann
Thorsten Rebek: Im letzten Jahr hast du dich gemeinsam mit deiner Frau in ein Bauprojekt gestürzt. Welche Erfahrun-gen nimmst du daraus mit?
Markus Rauluk: Ja, ein doch recht imposantes Bauprojekt, welches wir vor und während der Coronazeit sowohl privat für uns als auch beruflich für „Medical Active“ entwickelt und realisiert haben, ist nun reif für die Einweihung. Tatsächlich erreicht man Ziele nur, wenn man sie formuliert, daran glaubt und bereit ist, alles dafür zu geben. Und eins sollte jeder beherzigen: Vertrauen ist gut dieses entsteht aber erst durch Beständigkeit und Zuverlässigkeit. Delegieren heißt auch kontrollieren, zu allen Entscheidungen gehört also auch eine regelmäßige Feedback-Kontrolle. Außerdem sollte man sich an dem, was man verspricht, auch messen lassen können, sollte also nie mehr versprechen, als man halten kann – eher umgekehrt!
Foto: Thorsten Rebek, Markus Rauluk