Online-Anamnese
Der nächste logische Schritt in der digitalen Transformation der Fitnessbranche
Die Digitalisierung wurde sicherlich zu Beginn von einigen Fitnessclubs belächelt und sogar abgelehnt. Inzwischen, im Jahr 2020 angekommen, kann man buchstäblich von einer digitalen Transformation der Branche sprechen. Kaum ein Bereich wurde nicht durch Digitalisierungsprozesse optimiert oder zum Teil sogar komplett erneuert. Ein Bereich scheint bislang noch resistent zu sein und wird weitestgehend „altmodisch“ durchgeführt: die Anamnese.
Meist wird die Anamnese im 1:1-Gespräch zeitintensiv durchgeführt mit dem einzig modernen Faktor, dass die Informationen in ein Endgerät bzw. eine entsprechende Software vom Trainer eingepflegt werden. Ist das noch zeitgemäß? Mit Sicherheit nicht! Denn es gibt jede Menge Potenzial und vor allem auch Bedarf, diesen Prozess im Fitnessclub voll zu digitalisieren.
Begriffsdefinition: Anamnese
Die Anamnese (gr.-lat., Erinnerung) ist in der Medizin die Erfragung bzw. Zusammenstellung der Krankengeschichte eines Patienten. Neben dem Einsatz diagnostischer Verfahren ist sie ein wesentlicher Bestandteil in der Diagnosestellung und dient somit als Grundlage zur Therapieplanung. Ähnlich verhält es sich in der Fitnessbranche bzw. im Sportbereich – allerdings nicht mit dem Ziel einer Diagnosestellung, sondern mit dem Ziel, die gesundheitliche Vorgeschichte und diverse Lifestylefaktoren zusammenzustellen. Diese Informationen bilden die Grundlage für die weiteren Prozesse, d. h. für die Auswahl und den Ausschluss von Diagnostikverfahren und im Anschluss – in Kombination mit den Diagnostikergebnissen – zur Trainingsplanung.
Zeitfresser 1:1-Anamnese
Die Anamnese ist ein fester Bestandteil der Betreuung und Trainingsplanung. Kein Premium- oder Gesundheitsclub würde auf diesen Prozess verzichten. Die Anamnese wird in Fitnessclubs oftmals unter dem Stichwort „Zuhören“ abgehandelt. Ein Trainer will durch sein offenes Ohr Vertrauen schaffen und gerade deswegen wird ein Anamnesegespräch zu einem immensen Zeiträuber. Welcher Trainer kennt sie nicht, die Kunden, die mit einer Klarsichthülle voller zerknitterter, zum Teil schon vergilbter Befundbögen zum Ersttermin erscheinen und darauf bestehen, eine schier unendlich erscheinende Krankengeschichte zu erzählen. Kaum einem Trainer gelingt es, hier zeitoptimiert zu arbeiten, ohne den Kunden vor den Kopf zu stoßen, indem er ihn ständig unterbricht. Wichtige Zeit geht verloren, die sinnvoller in Diagnostik, Trainingsplanung und Training investiert werden könnte. Denn letztendlich definiert sich der Erfolg des Clubs über die Erfolge seiner Kunden und diese Erfolge basieren hauptsächlich nicht auf dem Faktor „Zeit des Zuhörens“, sondern auf der Qualität der Informationen, die der Trainer für seine Trainingsplanung erhält. Dies nur als ein Beispiel für die notwendige Reformation der Anamnese in Fitnessclubs.
Daniel Rothmund und Peter Röhr
Den komplettem Artikel finden Sie in der aktuellen bodyLIFE Ausgabe 05/2020 oder als kostenlosen Download im STORE.
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