Thorsten trifft … Tobias Domnowski
Tobias Domnowski ist Geschäftsführer des Inkassounternehmens First Debit GmbH. Mit der Marke „debifit“ richtet sich die Firma explizit an Fitnessstudios. Im Interview spricht Domnowski u. a. über die Entwicklung von First Debit und das Imageproblem der Inkassobranche.
Thorsten Rebek: Du bist in Hamm, wo sich auch die Zentrale von First Debit befindet, aufgewachsen. Was hält dich hier?
Tobias Domnowski: Hamm liegt nicht nur sehr zentral, sodass ich von hier aus sehr mobil bin, sondern bietet mir die nötige Ruhe vom Alltagstrubel. Ich bin in fünf Minuten am Wasser – Kanal oder Fluss –, habe zahlreiche alte Kohlehalden zur Auswahl, um Mountainbike zu fahren, und bin in unter einer Stunde in Städten wie Dortmund, Bielefeld oder Münster. Auch unser Wahrzeichen, der Elefant, passt perfekt zu meinem Berufsalltag. Ich leite ein Familienunternehmen in einer Branche, in der Ruhe und Geduld gefragt sind, aber auch Durchsetzungsvermögen.
Thorsten Rebek: Du hast gemeinsam mit deinem Vater das Unternehmen aufgebaut und weiterentwickelt. Wie fühlt es sich an, wenn man im „kalten Wasser“ das Schwimmen lernt?
Tobias Domnowski: Nachdem mein Vater ein von ihm 1980 gegründetes Unternehmen verlassen hatte und wir uns noch während meines Studiums mit First Debit selbstständig machten, war das Wasser noch recht angenehm warm. Obwohl ich von Beginn an gleichberechtigt war, lag die Verantwortung doch eben mehr bei meinem Vater und Mentor. Nur knappe zweieinhalb Jahre später wurde er schwer krank und das Wasser wurde plötzlich eiskalt. Ich hatte von heute auf morgen die alleinige Verantwortung für das gesamte Unternehmen und etwa 20 Angestellte. Rückblickend war dies zumindest für meine berufliche Entwicklung wahrscheinlich sogar positiv – das kann ich auch sagen, weil mein Vater heute wieder topfit seinen Ruhestand genießt.
Thorsten Rebek: Die Geschäftswelt wird immer anonymer, der persönliche Kontakt nimmt mehr und mehr ab. Wie bewertest du diese Entwicklung?
Tobias Domnowski: In nahezu allen Branchen findet eine starke Konsolidierung statt. Unternehmen werden größer und größer. Leider wird dadurch auch vieles anonymer. Die Entwicklung, die wir mit Schrecken in den Innenstädten feststellen, findet Einzug in nahezu alle Lebensbereiche. Ich freue mich, wenn ich langjährige Partnerschaften und Beziehungen pflegen kann und man auch mal schlechte Zeiten zusammen durchsteht. Als inhabergeführtes Unternehmen sehe ich uns noch im Interesse der Kunden, nicht der Investoren agieren.
Thorsten Rebek: Inkasso ist immer auch ein Kompromiss zwischen der wirtschaftlichen Aufgabe als Dienstleister und der menschlichen und moralischen Komponente gegenüber dem Schuldner. Wie geht ihr damit um?
Tobias Domnowski: Einem nackten Mann kannst du nicht in die Tasche greifen. Genau darum ist es häufig sinnvoll, nicht gleich mit der Brechstange, sondern mit sozialer Kompetenz Inkasso zu betreiben. Wir berechnen seit unserer Gründung nicht die maximal möglichen Gebühren, sondern investieren viel in die Kommunikation mit unseren Kunden bzw. Schuldnern. Der beeindruckendste Beweis hierfür sind unsere Webanwendungen sowie unsere selbst entwickelte App. Unsere Kunden bzw. Schuldner können bereits seit 2013 online mit uns kommunizieren und bezahlen, bspw. mit PayPal. Das sorgt nicht nur für ein positives Image, sondern solche technischen Entwicklungen und ein fairer Umgang mit allen Beteiligten machen unseren Erfolg aus.
Thorsten Rebek: First Debit ist 2021 zehn Jahre alt geworden. Wie hat sich die Forderungsbranche in dieser Zeit entwickelt und wo geht aus deiner Sicht die Reise hin?
Tobias Domnowski: Unsere Branche hat leider noch immer einen viel zu schlechten Ruf. Das liegt einerseits an einigen schwarzen und grauen Schafen, aber auch an der Politik. Diese hat bis heute keinen Weg gefunden, rechtliche Verstöße angemessen zu sanktionieren und reguliert – am eigentlichen Problem vorbei – seriöse Dienstleister. Es wird also, wie in allen Branchen, immer herausfordernder. Wir bleiben aber optimistisch und kreativ.
Thorsten Rebek: Vielen Dank für das Gespräch!
Foto: body LIFE