„Wollen kein Ischgl der Fitnesswelt provozieren“
Die Fitnessstudios sind weitestgehend wieder geöffnet, die Inzidenzwerte sinken, die Menschen genießen die Rückkehr zur Normalität. Dennoch haben Ralph Scholz, CEO der neuen B2B-Fachmesse FitnessConnected, und Oliver Sekula, CEO der ACISO Fitness & Health GmbH, entschieden, den ACISO Congress im Rahmen der Präsenzmesse im November in München auf das nächste Jahr zu verschieben. Statt auf eine ACISO-Eröffnungsparty und Workout-Convention setzen die beiden auf ein gemeinsam entwickeltes Keynote-Event, das auf der FitnessConnected die großen Chancen einer digitalisierten Branche in den Fokus rückt. Warum diese Entscheidung in ihren Augen ein richtiges und wichtiges Signal für die gesamte Fitnesswirtschaft ist und was sich genau hinter dem Keynote-Event verbirgt, erklären Scholz und Sekula im Interview.
body LIFE: Herr Scholz, wird neben der Verschiebung des ACISO Congresses jetzt auch die Durchführung der FitnessConnected im November grundsätzlich in Frage gestellt?
Ralph Scholz: Nein, das ist nicht unsere Befürchtung – im Gegenteil: Als Fachmesse wird die FitnessConnected durch unser vorausschauendes Pandemiekonzept erfolgreich durchführbar sein. Dass wir auf Conventions und Partys unseres Partners ACISO in diesem November vorsorglich verzichten, hat etwas mit unserem Verständnis von Verantwortungsübernahme für die Branche zu tun.
body LIFE: Was meinen Sie damit konkret?
Ralph Scholz: Stellen Sie sich folgendes Negativszenario vor: Die Infektionslage geht im November allgemein wieder hoch und ein Trainer oder Betreiber infiziert sich auf der ursprünglich geplanten Party oder Convention mit Covid-19, weil bei diesen Events die Einhaltung der Hygieneregelungen nicht umgesetzt werden konnte. Zurück in den Fitnessanlagen werden diese Besucher in den Studios dann zu Spreadern. Die Konsequenzen wären für die gesamte Fitnesswirtschaft fatal. Vereinfacht ausgedrückt: Wir wollen kein Ischgl der Fitnesswelt provozieren. Und deshalb verzichten wir auf und rund um die FitnessConnected bewusst auf Partys oder Conventions und fokussieren uns auf das Business.
body LIFE: Herr Sekula, das haben Sie sich bei ACISO sicherlich zunächst ganz anders vorgestellt, oder?
Oliver Sekula: Natürlich war die Entscheidung, den ACISO Congress in der ursprünglich geplanten Form abzusagen und zu verschieben, nicht leicht. Die vergangenen Wochen haben aber gezeigt, dass es auch für unsere Kunden und Partner das Allerwichtigste ist, sich auf der FitnessConnected auf die Business-Themen der Zukunft zu konzentrieren zu können und auf alles zu verzichten, was aus Pandemiegesichtspunkten kritisch sein könnte. In diesen vergangenen Wochen haben wir in enger Abstimmung mit Ralph Scholz genau abgewägt, ob der ACISO Congress mit seiner Grand-Opening-Party und seinen Convention-Events im Rahmen des Pandemiekonzepts durchgeführt werden kann. Dabei spielten sowohl mögliche Gesundheitsrisiken als auch negative Imageauswirkungen auf die Branche eine Rolle. Auf Basis der aktuellen und absehbaren Pandemieentwicklungen, nun auch mit der Delta-Variante, sind wir dann gemeinsam zu der Entscheidung gekommen, den ACISO Congress vorsorglich zu verschieben aufs nächste Jahr. Damit übernehmen wir Verantwortung und bleiben unserem Verständnis von Fitnesswirtschaft treu.
body LIFE: Wie sieht denn Ihr Verständnis von Fitnesswirtschaft aus?
Ralph Scholz: Wir glauben beide, dass Gesundheit Fitness braucht und wollen die Fitnesswirtschaft noch stärker als gesundheits- und sozialrelevant sowie verantwortungsbewusst positionieren. Gerade in den vergangenen Monaten hat die Fitnesswirtschaft viel Zeit, Geld und Energie investiert, um diese Positionierung aufzubauen. Diesen Erfolg sollten wir nun nicht aufs Spiel setzen.
body LIFE: Aber gehören Partys und Conventions nicht auch zur Fitnesswirtschaft und zu einer Fitnessmesse dazu?
Ralph Scholz: Die FitnessConnected zeichnet sich dadurch aus, dass wir eine reine B2B-Plattform sind, die auf überschaubarem Raum besonders hohe fachliche Qualität, innovative Produkte, Services und Konzepte sowie interdisziplinäres Know-how bietet. Wir konzentrieren uns auf das Geschäft, genau das macht uns aus – und genau das schätzen unsere Aussteller und Partner auch. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass wir im November auch ohne Party und Convention dieses Mal ein sehr gutes Gesamtpaket liefern werden. Mit dem Event „Roadmap to future“ haben wir gemeinsam mit ACISO zudem eine neue kreative und spannende Alternative erarbeitet.
body LIFE: Worum geht es bei diesem Event genau?
Oliver Sekula: Die neue Opening-Veranstaltung, die wir gemeinsam mit FitnessConnected entwickelt haben, können wir absolut pandemiegerecht durchführen, denn es handelt sich um eine Abfolge von spannenden Keynotes rund um die Digitalisierung in der Fitnesswirtschaft. Warum braucht die Fitnesswirtschaft keine Angst vor der Digitalisierung zu haben? Welche riesigen Geschäftschancen werden dadurch eröffnet? Welche spezifischen Daten werden immer wichtiger? Das sind zum Beispiel Fragen, die in der ersten Veranstaltungshälfte von hochkarätigen Speakern beantwortet werden. Weitere Themen von „Roadmap to future“ sind „Smart Fabrics“ und „Printed Electronics“ in der Fitnesswirtschaft.
body LIFE: Was verbirgt sich genau hinter den Themen und warum sind diese relevant?
Oliver Sekula: Es geht zum einen darum, welche Rolle diese Themen zukünftig im Fitnessbereich spielen werden. Zum Beispiel lassen sich Sensoren in die Polster von Fitnessgeräten einbauen, die den Anpressdruck der oder des Trainierenden messen – um nur ein Beispiel zu nennen. Wie sich die Daten auch effizient nutzen lassen, zeigt ein Speaker, der aus dem Silicon Valley anreist. Im Anschluss an das Event können die Besucher sich auf einer eigens dafür geschaffenen Sonderfläche in der Halle C6 die entsprechenden Technologien erläutern lassen und mögliche Anwendungen für den Sport- und Fitnessmarkt kennenlernen.
body LIFE: Mit Blick auf die eingangs gestellte Frage zur Durchführung der Messe und in den Herbst: Wie geht es Ihnen jetzt mit diesem neuen Konzept?
Ralph Scholz: Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, aus der Not eine kreative Tugend zu machen. Wir haben in sehr kurzer Zeit eine pandemiegerechte Veranstaltungsalternative entwickelt, die zukunftsgerichtet ist, unser Image unterstreicht – und vor der unsere Fachbesucher stark profitieren werden.
Oliver Sekula: Nach den schwierigen Entscheidungen der letzten Woche freue ich mich nun zunehmend auf die FitnessConnected im Herbst. Mit der „Roadmap to future“ bleiben wir uns treu und haben gleichzeitig gemeinsam mit der FitnessConnected ein spannendes Veranstaltungsformat entwickelt, das den Zahn der Zeit trifft. So werden wir verantwortungsbewusst und vorausschauend die Weichen Richtung „Zukunft Fitnesswirtschaft“ stellen.