„Am Ende des Tages ist das eine Managemententscheidung“
Erneut steigende Inzidenzzahlen und das Ausbreiten der Delta-Variante sorgen für Verunsicherungen im Messeherbst 2021. Während Messen wie die FIBO verschoben wurden, hält die neue B2B-Fachmesse FitnessConnected am Präsenzformat fest. Deren CEO Ralph Scholz erklärt im Interview, wie er zu dieser Entscheidung kommt und was das für Aussteller und Besucher heißt.
body LIFE: Herr Scholz, die FIBO wurde abgesagt, nahezu zeitgleich verkünden Sie, dass die FitnessConnected wie geplant stattfinden soll. Wie passt das zusammen?
Ralph Scholz: Es mag etwas überraschen, wenn beide Veranstalter fast zeitgleich verkünden, ob die jeweiligen Messen stattfinden werden oder nicht. Das hat damit zu tun, dass die Vorlaufzeiten bei der Planung und Umsetzung ähnlich sind. Es war klar, dass Ende Juli auch im Sinne der Aussteller die Entscheidung fallen musste, ob man absagt oder durchführt.
Ich gehe auch davon aus, dass beide Veranstalter ähnliche Bewertungskriterien hatten. Dazu gehören Fragen wie: Wie wahrscheinlich ist es, dass im November überhaupt Messen durchgeführt werden dürfen? Wie ist der Buchungsstand bei den Ausstellern? Aber eben auch: Ist aufgrund des Konzeptes und der Gesamtplanung der jeweiligen Veranstaltung eine Durchführung verantwortbar? Und last but not least: Lohnt sich für die Aussteller und Besucher, die eine Messe schlussendlich finanzieren, eine Beteiligung bzw. der Besuch unter den Rahmenbedingungen, die zu dem Zeitpunkt gelten dürften?
Am Ende des Tages ist das eine Managemententscheidung: Kann man nach bestem Wissen und Gewissen alle Fragen mit „Ja“ beantworten, lautet die Entscheidung: Durchführung. Muss man auch nur eine der Fragen mit „Nein“ beantworten, ist es konsequent, die Reißleine zu ziehen.
Was unsere Veranstaltung betrifft, können wir alle entscheidenden Fragen mit „Ja“ beantworten und haben uns deshalb entschieden, die FitnessConnected durchzuführen.
body LIFE: Wie begründen Sie denn diese jeweiligen Ja’s?
Ralph Scholz: Es finden bereits jetzt wieder Messen statt. Voraussetzung dafür ist, dass das Konzept der Messe „pandemiekompatibel“ ist und das Modell „geimpft, genesen oder getestet“ auf der Messe logistisch umgesetzt werden kann. Wir sind bei unseren Planungen schon immer davon ausgegangen, dass wir im November Corona noch nicht überwunden haben. Unsere ganze Messekonzeption war von Beginn an auf Einschränkungen ausgerichtet, abhängig von der Inzidenzlage.
Zum Thema Pandemiesicherheit: Wir wissen, dass es Irritationen im Markt gab, warum wir uns gemeinsam mit der ACISO bereits Anfang Juli entschieden haben, den ACISO-Congress mit der dazugehörigen Party abzusagen und keine Group-Fitness-Conventions dieses Jahr zuzulassen. Jetzt dürfte klarer sein, warum wir diese Entscheidung getroffen haben: Bei partyähnlichen Events ist es für einen Veranstalter so gut wie unmöglich, die Einhaltung von Abstandsregelungen zu gewährleisten. Es ist aber auch ein Beleg dafür, dass wir unser Selbstverständnis als verantwortungsbewusster und gesundheitsorientierter Veranstalter sehr ernst nehmen und vorausschauend agieren.
body LIFE: Wird es auf der FitnessConnected internationale Fachbesucher geben?
Ralph Scholz: Die FitnessConnected hat als Einzugsgebiet den mitteleuropäischen Raum definiert. Nach heutigem Stand der Dinge werden wir in der gesamten EU im November eine ähnliche Impfquote haben, so dass keine allumfassenden Reisebeschränkungen zu erwarten sind. Anders sähe unsere Einschätzung aus, wenn wir einen globalen Anspruch hätten. Ob im November tatsächlich wieder Besuche aus Fernost oder den USA möglich sind, können auch wir nicht abschätzen.
body LIFE: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Resonanz der Aussteller?
Ralph Scholz: Was den Buchungsstand der FitnessConnected betrifft, sind wir im Plan. Das liegt vor allem daran, dass unser Konzept überzeugt hat und die benötigten Budgets vergleichsweise überschaubar sind. Wir haben derzeit rund 80 Aussteller mit einem sehr guten Mix im Hinblick auf die Größe und die Branchensegmente.
body LIFE: Befürchten Sie nicht, dass aufgrund der Pandemie die Fachbesucher ausbleiben?
Ralph Scholz: Es wird zweifellos Menschen geben, die dieses und vielleicht auch noch nächstes Jahr aus Pandemiegründen auf den Besuch einer Messe verzichten. Das gilt für alle Branchen und alle Messen. Entscheidend sind für uns als Veranstalter aber eben auch folgende Fragestellungen: Wünschen sich die Menschen nach 18 Monaten am Computer, sich auch wieder einmal real zu sehen? Ich denke, das kann man eindeutig bejahen. Bietet die FitnessConnected inhaltlich und thematisch genug Anlässe, um nach München zu reisen? Durch die vertretenen Aussteller und das interdisziplinäre Rahmenprogramm ist auch das gegeben. Bleibt noch die Frage: Setze ich mich als Besucher oder als Aussteller einem Gesundheitsrisiko aus? Einen 100-prozentigen Schutz kann niemand garantieren, aber man kann auch eine Pandemie effektiv managen, wenn man sie ernst nimmt und die Risikofaktoren minimiert. Das tun wir, indem wir – etwas flapsig formuliert – nicht nur sagen: „Wascht euch die Hände, tragt eine Maske und haltet Abstand!“, sondern auch selbst mehr machen als vorgeschrieben ist, um den „No-Covid-Area“-Anspruch zu erfüllen.