Darmentzündungen
Eine gesunde Darmflora schützt
Die Ursachen für Darmentzündungen sind vielfältig – eine gestörte Darmflora begünstigt ihre Entstehung. Stephan Müller, Vorstand des Bundesverbandes Personal Training, gibt einen Überblick über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der unterschiedlichen Darmentzündungen und zeigt, mit welchen Lebensmitteln wir für eine gesunde Darmflora sorgen können.
Bei Darmentzündungen handelt es sich um Entzündungen im Dickdarm oder im Dünndarm. Sie können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden und unterschiedliche Formen und Schweregrade aufweisen. Die am häufigsten auftretenden Darmentzündungen im menschlichen Körper sind Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Divertikulitis, ischämische Kolitis und die sogenannten infektiösen Darmentzündungen.
Häufig auftretende Darmentzündungen
Morbus Crohn ist eine chronische Darmentzündung, die jeden Teil des Verdauungstrakts – vom Mund bis zum Anus – betreffen kann. Morbur Crohn betrifft jedoch meist das Ende des Dünndarms oder den oberen Abschnitt des Dickdarms. Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust und Erschöpfung. Die Entzündung kann alle Schichten der Darmwand betreffen und zum Teil sehr schmerzhaft sein.
Die Colitis ulcerosa ist eine chronische Darmentzündung, die hauptsächlich den Dickdarm betrifft. Sie äußert sich in Symptomen wie blutigem Durchfall, Bauchschmerzen und Krämpfen. Im Gegensatz zu Morbus Crohn betrifft die Colitis ulcerosa normalerweise nur die innere Schleimhaut des Dickdarms.
Eine Divertikulitis tritt auf, wenn kleine Ausstülpungen (sogenannte Divertikel) in der Darmwand entzündet sind. Die Symptome umfassen oft Bauchschmerzen (normalerweise linksseitig im Unterbauch), Fieber und Veränderungen im Stuhlgang. Hier ist die Aufnahme von Ballaststoffen z. T. kontraproduktiv. Um eine ischämische Kolitis handelt es sich, wenn die Durchblutung des Darms beeinträchtigt ist, was zu einer Entzündung führt. Dies kann durch verengte Blutgefäße, Blutgerinnsel oder andere Durchblutungsstörungen verursacht werden.
Infektiöse Darmentzündungen werden durch Bakterien, Viren oder Parasiten verursacht. Die Gastroenteritis, die häufig durch Noroviren oder Salmonellen ausgelöst wird, ist ein Beispiel für eine infektiöse Darmentzündung. Sie führt zu Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfen.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose und auch die Behandlung von Darmentzündungen hängen von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Sie können endoskopische Untersuchungen, bildgebende Verfahren und Labortests umfassen. Die Behandlung erfolgt durch Medikamente wie entzündungshemmende Medikamente, Immunsuppressiva oder Antibiotika. In schweren Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um entzündetes Gewebe zu entfernen oder andere Komplikationen im Darmbereich zu behandeln. Es ist wichtig, bei Symptomen von Darmentzündungen einen Arzt aufzusuchen, da unbehandelte Entzündungen zu schweren Komplikationen führen können. Die Behandlung zielt darauf ab, die Entzündung zu kontrollieren, Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Entzündungshemmung
Ein überlasteter Darm wirkt sich negativ auf die Regeneration des Körpers aus. Aus diesem Grund sollten Sie Ihren Darm gesund und aktiv halten. Die Organe in unserem Körper sind auf komplexeste Weise miteinander verbunden; deshalb können sich Störungen in einem Bereich auch auf andere Bereiche auswirken. Der Darm erfüllt viele Aufgaben, nicht nur die der Verdauung und Ausscheidung, sondern auch die der Entgiftung und der Immunabwehr. Unser Magen-Darm-Trakt ist von einer unvorstellbar großen Anzahl an Mikroorganismen besiedelt. Die Gesamtheit dieser Organismen wird als Darmflora (Mikrobiom) bezeichnet. Sie besteht hauptsächlich aus Bakterien. Der Darm würde ausgebreitet eine Fläche von rund 40 Quadratmetern einnehmen; das ist eine 20-mal größere Fläche als die unserer Haut. Dadurch ist der Darm das Organ, das über die Nahrung den größten Kontakt zur Außenwelt hat – und die größte Angriffsfläche für Schadstoffe und Allergene bietet.
Die Darmflora – ein Kriegsschauplatz
Im Verlauf der Magen-Darm-Passage nimmt z. B. die Anzahl der Bakterien kontinuierlich zu; im Dickdarm ist die Anzahl der Keime am größten. Abgesehen von den im Körper natürlich vorkommenden Bakterien und den potenziellen Schadstoffen, die wir über die Nahrung aufnehmen, landen noch weitere Substanzen im Darm, die die Darmflora schädigen können. Antibiotika und Kortison können notwendig und lebensrettend sein, haben aber auch erhebliche Nebenwirkungen: Neben den krankheitserregenden Keimen zerstören sie auch nützliche Bakterien im Darm. Hinzu kommt, dass wir Antibiotika nicht nur als Medikamente, sondern vielleicht auch über Hautcremes, Milchprodukte, Fleisch oder Fisch zu uns nehmen. Hält sich die Verabreichung von Antibiotika in Grenzen, erholt sich der Darm wieder; auf Dauer kann es jedoch zur Zerstörung der einst gesunden Darmflora kommen. Sie verliert ihre Barrierefunktion, schädliche Stoffe können in der Folge die Darmwand ungehindert passieren und so zu einer herabgesetzten Immunabwehr führen. Ein wiederum durch Antibiotika geförderter Pilzbefall durch z. B. Candida albicans kann den Darm zusätzlich belasten. Denn ist das Immunsystem erst einmal geschwächt, haben krank machende Pilze, Bakterien und Viren leichtes Spiel. Deshalb ist der beste Schutz gegen Infektionen wie die Candida-albicans- Infektion ein stabiles Immunsystem.
Doch die Darmflora leidet auch unter dem, was wir unserem Körper wissentlich und allzu oft in zu großer Menge zuführen, etwa Zucker, ungesunde Fette oder Alkohol. Auch durch fehlende Faser- und Ballaststoffe wird die Epithelschicht der Darmwand, die innere Auskleidung des Darms, geschädigt. Bemerkbar macht sich dies beispielsweise durch Hautprobleme, Allergien, Unverträglichkeiten und andere, insbesondere entzündliche Erkrankungen; all das sind Anzeichen dafür, dass der Darm – und damit das Immunsystem – überlastet ist und Hilfe benötigt. Dies kann auf dem gleichen Weg geschehen, auf dem einem Körper möglicherweise Schadstoffe zugeführt wurden, nämlich durch eine ausgewogene Ernährung. Zusätzlich hilft Bewegung dabei, die Durchblutung zu steigern.
Probiotika und Präbiotika
Probiotika sind Mikroorganismen – hier sind vor allem Laktobazillen und Bifidobakterien zu nennen –, die durch die Magensäure und andere Verdauungssäfte nicht abgetötet werden und somit lebend in den Dickdarm gelangen, wo sie sich positiv auf die gesamte Darmflora auswirken. Darüber hinaus begünstigen sie Immunreaktionen auch in anderen Teilen des Körpers; sie aktivieren beispielsweise bestimmte Abwehrzellen, die sogenannten T-Zellen. Präbiotika sind Ballaststoffe, unverdauliche Nahrungsbestandteile wie z. B. Inulin oder Oligofructose, die von speziellen „guten“ Bakterien im Dickdarm besonders gern verwertet werden und auf diese Weise zur Darmgesundheit beitragen. Deshalb empfiehlt es sich, zur Verbesserung der Darmflora möglichst viele pro- und präbiotische Lebensmittel zu sich zu nehmen. In besonders schweren Fällen einer geschädigten Darmflora kann auch die Einnahme eines probiotischen Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll sein, was jedoch auf jeden Fall mit einem Arzt oder Ernährungstherapeuten abgesprochen werden sollte. Zu den inulinreichen Lebensmitteln gehören Topinambur, Artischocken, Löwenzahn, Schwarzwurzeln, Knoblauch, Spargel und Pastinaken. Reich an Oligofructose sind z. B. Lebensmittel wie Bananen, Zwiebeln, Chicorée, Knoblauch, Spargel, Tomaten, Lauch und Topinambur. Mit reichlich Obst und Gemüse kann man nichts falsch machen, denn die darin enthaltenen Ballaststoffe und sekundären Pflanzenstoffe fördern allgemein das Wachstum nützlicher Darmbakterien.
Probiotisch sind Lebensmittel, die Milchsäurebakterien enthalten; dazu gehören neben Joghurt auch Sauerkraut, Brottrunk und Miso. Mit milchsaurem Gemüse haben Sie die Möglichkeit, Probiotika aufzunehmen, ohne dafür Milchprodukte wie z. B. Joghurt zu verwenden. Die Milchsäuregärung ist eine der ältesten Konservierungsmethoden der Welt. Obwohl unsere Vorfahren von der Existenz der Mikroorganismen noch nichts wussten, haben auch sie schon den Vorteil der Milchsäuregärung genutzt: Sie stellten fest, dass ein spezifisches milchsaures Milieu das Wachstum von Fäulnis- und Krankheitserregern hemmt und manche Speisen dadurch länger konserviert werden. Heute wird dieser natürliche Prozess gezielt zur Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt. Weil sie nicht erhitzt werden, behalten fermentierte Lebensmittel ihren vollen Vitamin-, Ballaststoff- und Eiweißgehalt. Und als einzige pflanzliche Vitamin-B12-Quelle sind milchsaure Lebensmittel vor allem für Veganer bedeutsam. Die positive Wirkung milchsaurer Produkte auf die menschliche Darmflora ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt.
Schlecht für die Darmflora
Es gibt Lebensmittel, allen voran kurzkettige Kohlenhydrate, wie Zucker, Fruchtzucker, Traubenzucker, Honig, Süßigkeiten und Kuchen, auf die Menschen mit einer geschädigten Darmflora und mit Darmentzündungen für etwa acht bis zehn Wochen ganz verzichten oder sie zumindest reduzieren sollten. Auch auf Fruchtsäfte, die Fruchtzucker enthalten, sollte verzichtet werden. Vorsicht ist auch beim Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen Stärke gehalt angebracht, etwa bei Getreideprodukten, Hülsenfrüchten und Kartoffeln. Süßkartoffeln können ohne Bedenken gegessen werden. Vor allem von dem Verzehr von Getreideprodukten ist in den ersten Wochen eher abzuraten, da sich darin Proteinstrukturen befinden, die die Darmschleimhaut und damit die immunologische Schutzbarriere des Darms angreifen. Da sich diese Strukturen überwiegend in den Schalen dieser Lebensmittel befinden, ist selbst der Verzehr von Vollkornprodukten bedenklich. Eine Ausnahme bildet der Buchweizen, der nicht zur Gruppe der Getreide gehört.
milchprodukte sollten auf ein minimum reduziert oder, wenn möglich, in dieser zeit ganz weggelassen werden. sie enthalten eine höhere menge gesättigter fettsäuren, die im gegensatz zu den mehrfach ungesättigten fettsäuren wie der omega-3-fettsäure die zellmembranqualität der darmschleimhaut verschlechtern. sie enthalten zwar auch ungesättigten fettsäuren, in erster linie aber omega-6-fettsäuren, die entzündliche prozesse fördern können. wer nicht auf milchprodukte verzichten möchte, sollte zumindest ziegen-, stuten- oder schafsmilchprodukte zu sich nehmen.
Hülsenfrüchte enthalten ähnlich hohe Mengen der bereits bei den Getreideprodukten beschriebenen und den Darm schädigenden Proteinstrukturen. Mit dem Verzehr ist hier ähnlich umzugehen. Zu beachten ist außerdem, dass auch Sojabohnen und Erdnüsse zu den Hülsenfrüchten gehören und deshalb nur in Maßen verzehrt werden sollten. Auch Wurstwaren und Käse enthalten gesättigte Fettsäuren, die die Darmflora eher ungünstig beeinflussen. Auch der Verzehr von Genussmitteln wie Kaffee, schwarzer Tee, Alkohol und Nikotin sollte vermieden werden, damit sich die Darmflora erholen kann. Wählen Sie statt Margarine lieber Butter oder Ghee (aus Büffel- und Kuhmilch hergestelltes butterschmalzähnliches Fett), da Margarine hohe Mengen an Omega-6-Fettsäuren und oft auch zu viele Transfettsäuren enthält. Verzichtet werden sollte auch auf Zuckeraustauschstoffe, Süßstoffe und industriell stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte, Ketchup, Chips, Cola, Limonaden, Kekse und dergleichen mehr. Auch Fast Food gehört definitiv nicht auf den Teller.
Fazit
Darmentzündungen haben verschiedene Ursachen, sind aber meistens durch Maßnahmen zur Verbesserung der Darmflora ganz gut in den Griff zu bekommen. Eine regelmäßige Darmsanierung (vor allem nach Antibiotikagabe) ist aus diesem Grund bei Darmentzündungen zu empfehlen. Dabei sollte die richtige Vorgehensweise beachtet und bei Bedarf ein Experte auf diesem Gebiet zurate gezogen werden. Eine Ernährungsweise nach dem Paleo-Prinzip ist zu empfehlen.
Stephan Müller
Stephan Müller
ist Vorstand des Bundesverbandes Personal Training. Zusätzlich ist er monatlich live als Experte für ARD und SWR im Fernsehen und Radio im Einsatz. Der Inhaber des GluckerKollegs betreut seit über 25 Jahren zahlreiche Olympiasieger, Weltmeister und Top-Sportler. Mittlerweile hat er zehn Fachbücher veröffentlicht. Seine umfassende Expertise macht ihn international zu einem Spezialisten und Wegbereiter im Fitnessbereich.
www.gluckerkolleg.de
Foto: sdecoret – stock.adobe.com