Krebs: Eine Übersicht
Definition, Therapie und Prävention
Noch immer gehört Krebs zu den meistgefürchteten Krankheiten und ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Doch was ist Krebs überhaupt? Wie entsteht er? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Kann man Krebs vorbeugen? Und welche Rolle spielt dabei die Bewegung?
Grundlagen der Krebsentstehung
Ein Tumor entsteht, wenn sich körpereigene Zellen unkontrolliert vermehren. Ursache sind Fehler in der Erbinformation, der DNA („Desoxyribonukleinsäure“). Diese Fehler bewirken, dass sich die Biologie der Zelle, die die Erbinformation enthält, ändertMittlerweile sind zahlreiche Faktoren bekannt, die Krebs auslösen oder ihn begünstigen können. Dazu gehören beispielsweise einige chemische Substanzen oder Strahlung, die die Erbsubstanz angreifen. Weitere Faktoren, die eine Tumorbildung bzw. das Wachstum begünstigen, sind einige Krankheitserreger, zum Beispiel bestimmte Arten von Viren, Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel. Gerade Letzteres ist besonders für die Fitnessbranche von großem Interesse, denn Studien zeigen, dass man mit Sport einigen Krebsarten tatsächlich vorbeugen kann (s. Interview auf S. 88).
Weiterhin gibt es Krebsarten, die vererbt werden können. In einigen Fällen entsteht ein Tumor aber auch zufällig, und zwar dann, wenn es ohne den Einfluss von äußeren Risikofaktoren bei Zellteilungen zu Fehlern in der Erbinformation kommt.(3) Ärzte unterscheiden zwischen bösartigen und gutartigen Tumoren. Bösartige, sogenannte maligne Tumoren wachsen unkontrolliert in umliegendes Gewebe ein und zerstören beziehungsweise verdrängen es dabei. Weiterhin können sich bösartige Krebszellen über Blutgefäße und das Lymphsystem verbreiten und Metastasen bilden – das sind Tochtergeschwulste in anderen Geweben und Organen. Gutartige („benigne“) Tumoren wiederum verdrängen lediglich das umliegende Gewebe und bilden keine Metastasen.
Die Säulen der Therapie
Je nach Art des Tumors kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten infrage. Die wohl bekannteste ist die Chemotherapie. Patienten erhalten hierbei Medikamente, sogenannte Zytostatika, die verhindern, dass sich Tumorzellen teilen und sich vermehren. Das Problem: Vor allem die schnell wachsenden Zellen von z. B. Haut, Haaren und Schleimhäuten werden dabei angegriffen. Deshalb leiden Patienten, die eine Chemotherapie erhalten, auch häufig unter Haarausfall.(4) Die Operation ist die zweite Säule der Krebstherapie. Damit versuchen Chirurgen, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen.(5) Manchmal setzen Ärzte eine Chemotherapie vor dem chirurgischen Eingriff ein, um den Tumor zu verkleinern und damit besser entfernen zu können. Das wird auch als „neoadjuvante“ Therapie bezeichnet.
Die Bestrahlung ist eine weitere wichtige Behandlungsmöglichkeit. Dabei verwenden Mediziner eine sehr energiereiche Strahlung, die die Zellen im Körper angreift. Das soll den Tumor so stark schädigen, dass er abstirbt. Bei einigen Patienten ist es möglich, den Krebs allein durch eine Bestrahlung zu heilen. Eine Strahlentherapie kann aber auch zum Beispiel eine Operation ergänzen – hier zielt sie darauf ab, verbleibende Krebszellen im Körper zu zerstören. Selbst wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, kann eine Strahlentherapie sinnvoll sein. Oft lindert sie Beschwerden.(6) Weitere Behandlungsformen, die bei Krebs zum Einsatz kommen, sind die Antihormontherapie, die Hyperthermie und die Stammzelltransplantation. Eine relativ neue Behandlungsmöglichkeit ist die Immuntherapie. Sie hat in den vergangenen Jahren die Krebsmedizin revolutioniert, denn sie stimuliert das körpereigene Immunsystem des Patienten, um den Krebs zu bekämpfen.(7) Ebenfalls vielversprechend sind zielgerichtete Therapien. Die Medikamente richten sich, wie der Name schon vermuten lässt, ganz gezielt gegen einzelne Eigenschaften von Krebszellen.(8)
Dem Krebs vorbeugen
Experten schätzen, dass sich etwa 40 Prozent aller Krebserkrankungen verhindern lassen – allein dadurch, dass Risikofaktoren gemieden werden.(3) Der europäische Kodex zur Krebsbekämpfung, eine Initiative der Europäischen Kommission, informiert über insgesamt zwölf Maßnahmen, die das Krebsrisiko verringern können. Diese umfassen u. a.:
- „Rauchen Sie nicht. Verzichten Sie auf jeglichen Tabakkonsum.“
- „Sorgen Sie für ein rauchfreies Zuhause. Unterstützen Sie rauchfreie Arbeitsplätze.“
- „Legen Sie Wert auf ein gesundes Körpergewicht.“
- „Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung im Alltag. Verbringen Sie weniger Zeit im Sitzen.“
- „Ernähren Sie sich gesund: Essen Sie häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse. Schränken Sie Ihre Ernährung mit kalorienreichen Lebensmitteln ein (hoher Fett- oder Zuckergehalt) und vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke.
- Vermeiden Sie industriell verarbeitetes Fleisch, essen Sie weniger rotes Fleisch und salzreiche Lebensmittel.“ W „Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum. Der völlige Verzicht auf Alkohol ist noch besser für die Verringerung Ihres Krebsrisikos.“
- „Für Frauen: Stillen senkt das Krebsrisiko bei Müttern. Falls möglich, stillen Sie Ihr Kind. Hormonersatztherapien erhöhen das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Nehmen Sie Hormonersatztherapien möglichst wenig in Anspruch.“
- „Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kinder an Impfprogrammen teilnehmen gegen: Hepatitis B (Neugeborene) und Humane Papillomviren (HPV, Mädchen).“ (Anm. d. Redaktion: Mittlerweile empfehlen Experten, auch Jungen gegen HPV zu impfen).
- „Nehmen Sie an bestehenden Krebsfrüherkennungsprogrammen teil: Darmkrebs (Männer und Frauen), Brustkrebs (Frauen), Gebärmutterhalskrebs (Frauen).“ Die gesamten Maßnahmen finden Sie im Internet unter https://cancer-code-europe.iarc.fr/index.php/de/
Die Rolle von Sport
An den oben zitierten Maßnahmen wird deutlich, dass hauptsächlich ein gesunder Lebensstil dazubeitragen kann, Krebs vorzubeugen. Unter anderem empfehlen Mediziner, sich regelmäßig zu bewegen – ein Fakt, den Fitnessstudiobetreiber ihren Mitgliedern und potenziellen Neumitgliedern ans Herz legen sollten. Wissenschaftler zeigten in zahlreichen Studien, dass körperlich aktive Menschen statistisch gesehen seltener als die Durchschnittsbevölkerung an Dickdarmkrebs erkranken. Auch wird vermutet, dass Sport das Risiko, an weiteren Krebsarten wie Brustkrebs oder Lungenkrebs zu erkranken, senken kann.(10) Doch nicht nur zur Prävention, auch während und nach einer Krebserkrankung ist regelmäßige körperliche Aktivität sinnvoll. Dadurch können Patienten Krankheitsfolgen oder Nebenwirkungen der Therapie möglicherweise mindern oder sogar vermeiden. Sinnvoll ist dabei eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport.(10) Nicht für jeden Krebspatienten ist jeder Sport geeignet – Betroffene sollten daher vorher mit ihrem Arzt sprechen.
– Dr. Miriam Sonnet –
Literatur
11 www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/krebsstatistiken.php
12 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/ Todesursachen/_inhalt.html
13 www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/krebsentstehung.php
14 www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/chemotherapie/durchfuehrung. php
15 www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/operation.php
16 www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/strahlentherapienuklearmedizin/ ueberblick.php
17 www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/immuntherapie/ impfen-gegen-krebs.php
18 www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/gezielte- krebstherapie.php
19 https://cancer-code-europe.iarc.fr/index.php/de/
10 www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/krebs-vorbeugen/ sport.php
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