Rainer, du wirst fehlen …
Nach einer solch schlimmen Nachricht einen Text über einen Menschen zu schreiben, den man persönlich etwas besser kennt, weil man für ihn zwei Jahre gearbeitet hat, ist per se eine Herausforderung. Dies in einer Situation zu tun, in der noch vieles ungeklärt ist, ist heikel.
Rainer Schaller wird vermisst – und ist vermutlich tödlich verunglückt, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, deren Tochter Finja, dem gemeinsamen Sohn Aaron, dem RSG-Mitarbeiter Markus Kurreck und dem Piloten.
In dieser Situation, in der noch vieles unklar ist, einen Nachruf zu veröffentlichen, wäre aus meiner Sicht gegenüber den Angehörigen, den Mitarbeitern seiner Unternehmen und auch Rainer selbst unangemessen.
Aber es ist vielleicht jetzt genau der richtige Zeitpunkt, Rainer Schaller für sein Lebenswerk zu ehren und ihm in Form einer kleinen Laudatio jenen Respekt zu erweisen , die er zweifelsohne verdient hat und die ihm – auch das gehört zu seiner Geschichte – sehr lange verwehrt wurde.
Denn Rainer Schaller hat nicht nur mit der Gründung von McFIT die Branche nachhaltig geprägt, sondern er hat auch die Positionierung von Fitness in der öffentlichen Wahrnehmung verändert, und zwar in unterschiedlichster Art und Weise.
Durch McFIT war er derjenige, der Fitness für jeden Menschen erschwinglich machte und neue Zielgruppen eröffnete. Und das tat er – wohl wissend, dass er sich nicht nur Freunde in der Fitnessbranche macht.
Er war aber auch derjenige, der sehr früh gesehen hat, dass Fitnesstraining emotional aufgeladen werden muss, um für die Menschen dauerhaft als attraktives Produkt zu gelten: Mit dem Claim „Einfach gut aussehen“ und der Gründung von McFIT-Models trug auch er seinen Teil dazu bei, vom Muckibuden-Image wegzukommen und Fitness „fashionlike“ zu machen.
Ähnliches gilt für die Gründung der Marke „John Reed Fitness“: Die Grundidee, Fitness in einem urbanen Lifestyle-Kontext stattfinden zu lassen, wurde von vielen in der Branche anfangs belächelt, hat aber das Image von Fitness ebenfalls ein Stück weit verändert und nach vorn gebracht.
In diese Aufzählung gehört selbstverständlich auch „The Mirai“ in Oberhausen, das Herzensprojekt von Rainer, das aus verschiedenen Gründen nie realisiert wurde.
Die Faszination, die von „The Mirai“ ausging, war Rainers Vision, die dahinterstand: Für Rainer war völlig klar, dass sich die Fitnessbranche mit der Digitalisierung und Vernetzung auseinandersetzen muss, wenn sie auf Dauer erfolgreich sein möchte, und dazu einen Ort benötigt, an dem sie das kann. Deshalb hieß das Projekt auch intern „Silicon Valley der Fitnessbranche“.
Und zugleich folgte „The Mirai“ auch der Grundidee, dass Fitness in einer Erlebniswelt inszeniert werden muss, wenn sie alle Menschen ansprechen soll – und dass sie kostenlos angeboten werden sollte, wenn der Anspruch verfolgt wird, die .
Man könnte anhand der von Rainer gegründeten Marken wie „Cyberobics“, „Qi2“ und „Heimat“ noch sehr viele Marken und Projekte in diese Aufzählung aufnehmen, die alle etwas gemeinsam haben: Rainers Antrieb, Fitness ganzheitlich nach vorn zu bringen und jeden Tag ein Stück weiter zu entwickeln.
Du wirst der Branche fehlen.
Ralph Scholz