Nachfolgend finden Sie weiterführende Infos zum Fachbeitrag in der body LIFE Ausgabe 9/2022:
Schritt für Schritt
Moderates Walking während und nach einer Krebstherapie
Eine Krebserkrankung und Sport schließen sich keineswegs aus. Im Gegenteil: moderate körperliche Bewegung kann betroffenen Patienten helfen, ihre Ängste zu reduzieren, das seelische Gleichgewicht wiederzuerlangen und neuen Mut zu schöpfen. Ein individuell angepasstes Walking-Training ist hierfür bestens geeignet. Die Sport- und Gesundheitswissenschaftlerin Dr. Petra Mommert-Jauch hat das Konzept „Onko-Walking“ entwickelt und verhilft damit Krebspatienten zu neuer Lebensqualität.
Vorteile von Walking bei verschiedenen Begleiterkrankungen
Herz und Lunge
Patienten, die durch ihre Begleiterkrankungen (zum Beispiel Arteriosklerose oder Lungenmetastasen) und/oder durch ihre notwendigen Therapieformen (zum Beispiel Chemotherapie, Strahlentherapie des Brustkorbs) eine Vorschädigung von Herz und Lunge erfahren haben, sollten diese beiden Organe sehr moderat trainieren. Walking bietet dazu in allen Intensitätsstufen (vom Spaziergang bis zum High-Level-Walking) sehr gute Möglichkeiten, unterschiedlich belastbare Patienten gleichzeitig zu trainieren.
Blut- und Sauerstoffversorgung
Patienten, die an Blutarmut oder an einer Sauerstoffunterversorgung von wichtigen Zielorganen leiden, sollten walken, um die Neubildung von Blutgefäßen anzuregen. Mit der moderaten Ausdauerform laufen sie nicht gleichzeitig Gefahr, bei einer Überbelastung eher einen Sauerstoffmangel in den entsprechenden Zielorganen zu provozieren.
Knochen
Bei Krebsformen mit Knochenmetastasen ist selbstverständlich auf entsprechend dosierte Druckbelastungen auf diese Knochen zu achten. Deshalb sollte die sportliche Aktivität einerseits einen „Knochenwachstumsreiz“ ausüben, aber andererseits keine Bruchgefahr durch zu hohe Druckbelastungen provozieren. Walking bietet sich im Gegensatz zu Joggen hier an. Durch das Tragen des Eigenkörpergewichts bei sanfter Abrollbewegung, aber impulsartigem Abdruck lässt sich mittelfristig sogar eine wieder zunehmende Stabilisierung des Knochens in Gang setzen.
Verletzungsgefahr und Immunsystem
Bei bestimmter Krebserkrankungen, aber auch aufgrund der Therapieformen (Strahlen- oder Chemotherapie) kann es zumindest zeitweise zu einer Verringerung der Blutplättchen und auch der weißen Blutkörperchen („Infektpolizei“) kommen. Da die Blutplättchen eine wesentliche Aufgabe bei der Blutungsstillung übernehmen, ist die Blutungsneigung beim Patienten mit reduzierter Thrombozytenzahl erhöht. Da Walking eine äußerst risikoarme Sportart ist, steht der Ausübung auch bei erhöhter Blutungsneigung nichts im Wege. Allerdings sollte man auf eine risikoarme Wegstrecke achten. Eine reduzierte Leukozytenzahl dagegen hat eine geschwächte Immunabwehr zur Folge. Die möglichen positiven Effekte eines wohldosierten Ausdauersports auf das Immunsystem wurden bereits erwähnt. Insofern bietet sich Walking auch hier an, zumal die Konzentration an infektiösen Keimen für die Patienten im Freien beim Walking definitiv geringer ist als in geschlossenen Räumen.
Dr. Petra Mommert-Jauch
Die Sport- und Gesundheitswissenschaftlerin ist als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten tätig. Für die ISR-Gesundheitsakademie e.V. entwickelte sie das Konzept „Onko-Walking“. Weitere Infos, auch zu Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich, finden Sie unter: www.isr-gesundheitsakademie.de
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