Thorsten trifft … Andreas Fischer
Andreas Fischer, Diplom-Betriebswirt und General Manager von ICG, kam durch eine schwere Knieverletzung zum Radfahren und danach über Umwege zur Indoor Cycling Group. Im Interview erzählt Fischer u. a. über seinen Mentor Bernd Pürschel, wie er sich sportlich fit hält und die Veränderungen in der Fitnessbranche durch die Digitalisierung.
Thorsten Rebek: Wie bist du in die Fitnessbranche gekommen?
Andreas Fischer: Mein Einstieg in den Bereich Fitness fand 1996 im Rahmen meiner ersten Mitgliedschaft statt. Neben dem Training an den Geräten habe ich ab und zu auch an den dort angebotenen Aerobic-Kursen teilgenommen. Leider hatte ich mir einige Zeit später beim Fußball eine schwere Verletzung am Knie zugezogen, welche mich zum Radfahren führte. Über die Kombination Radfahren und Fitness wurde ich irgendwann auf den neuen Kurstrend Indoor Cycling aufmerksam. Nach einem Studiowechsel war ich damals dann also regelmäßiger Teilnehmer von Cycling-Kursen.
Thorsten Rebek: Welcher Weg führte dich zur ICG?
Andreas Fischer: Parallel zum Abschluss meines BWL-Studiums mit Schwerpunkt Marketing im Jahr 2002 habe ich über private Verbindungen Bernd Pürschel kennengelernt. Bernd war Gründer und Inhaber des damals noch recht jungen Unternehmens Indoor Cycling Group. Da sich die ICG gerade auf Wachstumskurs befand und Bernd auf der Suche nach einem Leiter des Bereichs Marketing war, lag ein Einstieg aufgrund meiner Vorliebe zum Indoor Cycling sowie der fachlichen Grundlagen nahe. Dieser Schritt hat mein Leben stark beeinflusst und ich habe ihn bis jetzt auch keinen Tag bereut.
Thorsten Rebek: Welche Geschichte verbindet dich bis heute mit der ICG?
Andreas Fischer: Bernd war von Beginn an Mentor für mich und über die Jahre ist daraus eine geschäftliche Partnerschaft und – noch viel wichtiger – eine tiefe Freundschaft entstanden. Ich hatte von Beginn an die Freiheiten und das Vertrauen, meine Visionen umzusetzen, und habe dadurch auch von den unternehmerischen Erfahrungen von Bernd profitiert. Nach den ersten zehn Jahren Marketingleitung und zwischenzeitlicher Leitung des gewerblichen Vertriebs in Deutschland habe ich meinen Fokus mehr in den Bereich Operations verlagert. Dazu zählte auch die Verantwortung für den Ausbau des internationalen Vertriebsnetzes, welches im Jahr 2015, also 20 Jahre nach Firmengründung, bereits über 100 Länder umfasste. Im Jahr 2016 wurden wir dann Teil von Life Fitness und ich war weiterhin verantwortlich für den Bereich Operations. Nachdem Bernd die ICG 2019 verlassen hatte, wurde ich sein Nachfolger als Geschäftsführer und General Manager; dies bin ich bis heute.
Thorsten Rebek: Ich gehe mal fest davon aus, dass du ein ICG Bike zu Hause hast. Wie oft trainierst du und wie sieht dein Training aus?
Andreas Fischer: Grundsätzlich versuche ich als Frischluftfanatiker, mein Herz-Kreislauf-Training in der freien Natur zu absolvieren. Natürlich habe ich aber auch ein Bike zu Hause. Auf meinem IC7 trainiere ich mindestens einmal pro Woche, während der kalten Jahreszeit auch häufiger. Als Motivator und Trainingsbegleiter dient dabei unsere App, die meine Daten aufzeichnet und mir in Form von Trainingsroutinen auch Ziele vorgibt. Ergänzend dazu gehe ich noch ins Fitnessstudio.
Thorsten Rebek: Wie hat sich Cycling im Kursbereich über die Jahre verändert?
Andreas Fischer: Cycling liegt generell im Trend, da es nach wie vor ein sehr effektives und gelenkschonendes Herz-Kreislauf-Training darstellt. Gerade in Verbindung mit der Gruppendynamik im Kursbereich führt es immer wieder zu positiven Trainingseffekten, begeisterten Teilnehmern und Kundenbindung. Dennoch hat sich Cycling über die Jahre – zum Glück zum Positiven – verändert. Heutzutage steht Spaß in Kombination mit Gesundheit im Vordergrund; die fachlichen und persönlichen Kompetenzen der Instruktoren sind dabei wichtiger als je zuvor. Kurskonzepte auf Basis von individuellen Trainingszielen und sogar §20-Konzepte haben sich mittlerweile fest etabliert. Dennoch findet auch hier der Einzug der Digitalisierung statt. Neben dem Speichern der eigenen Trainingsdaten über Apps unterstützen moderne Systeme wie z. B. das ICG Connect das Trainingserlebnis während eines Indoor-Cycling-Kurses. Instruktoren haben hier die Möglichkeit, die Leistungsdaten der Teilnehmer über eine Leinwand oder ein TV für alle transparent zu gestalten und somit über verschiedene Funktionen eine gezieltere Trainingssteuerung, Motivation oder Wettbewerbe zu realisieren. Dieser Trend der digitalen Unterstützung wird sich meiner Meinung nach auch noch verstärken.
Thorsten Rebek: Was glaubst du, wo der Weg von Homecycling hingeht?
Andreas Fischer: Gerade während der letzten 18 Monate hat sich hier einiges getan. Neben reinen Anbietern für Homefitness haben auch wir unser Angebot breiter aufgestellt und bieten digitale Lösungen und Dienstleistungen für das Training in den eigenen vier Wänden. Dennoch sehe ich diese Bewegung als Chance für den gewerblichen Fit-nessmarkt, da ein digitaler Trainer meiner Meinung nach einen echten Instruktor sowie das Erlebnis in einem Kurs mit anderen Teilnehmern nicht ersetzen kann. Aber es stellt einen guten Einstieg dar, welcher die Barriere des ersten Schritts in den Kursbereich potenziell entfernen könnte. Zudem glaube ich, dass viele Mitglieder das Training zu Hause als Ergänzung zum Training im Studio nutzen werden; die Menschen möchten flexibler sein. Eventuell müssen wir als Industrie hier gemeinsam mit unseren gewerblichen Kunden innovative Konzepte erarbeiten.
Thorsten Rebek: Der Vertrieb ist für jedes Unternehmen ein zentraler Punkt. Wie sieht aus deiner Sicht ein mögliches Vertriebsmodell zukünftig aus?
Andreas Fischer: Sofern sich Fitness in Zukunft räumlich noch mehr zwischen Sport im Freien, Fitness zu Hause und dem Besuch im Fitnessstudio kombinieren wird, so sind neue Ansätze gefragt. Vorstellbar wäre hier, dass unsere gewerblichen Studiokunden als Vermittler von Trainingsgeräten an ihre Mitglieder herantreten, um von dem steigenden Bedarf an Heimfitnessgeräten zu profitieren und eine Lösung zu schaffen, welche beide Trainingsformen effektiv bedient. Dabei könnten Apps zur Datenspeicherung und multimediale Inhalte eine Brücke zwischen Fitnessstudio und den eigenen vier Wänden schlagen. Ich bin mir sicher, dass es hier zeitnah zu ersten Konzepten kommen wird.
Thorsten Rebek: Du hattest das Thema „App und Digitalisierung“ eben schon erwähnt. Wie sieht es bei dir privat aus und welche Entwicklung siehst du im Fitnessbereich?
Andreas Fischer: Auch ich sehe die steigende Digitalisierung als generellen Vorteil, jedoch nur bis zu einer gewissen Schwelle. Mein Nutzen digitaler Lösungen endet meist bei maximal der Hälfte der angebotenen Möglichkeiten, was so viel heißt, dass ich oftmals nur die wichtigsten Funktionen verwende. Die Anwenderfreundlichkeit ist für mich ausschlaggebend; zu komplizierte Produkte möchte ich nicht verwenden. Nach dieser Philosophie versuchen auch wir, unsere digitalen Leistungen zu entwickeln. Meiner Meinung nach stehen im Fitnessbereich die Optimierung des eigenen Trainings sowie die Steigerung des Trainingserlebnisses mithilfe digitaler Lösungen im Vordergrund. Auch hier gehe ich davon aus, dass die digitalen Lösungen der Industrie nicht an der Türschwelle des Studios enden, sondern dem Trainierenden im Idealfall auch außerhalb der Anlage einen Mehrwert bieten sollten.
Thorsten Rebek: Die body-LIFE-Award-Sammlung von ICG lässt sogar den FC Bayern blass erscheinen. Mit dem Gewinn in diesem Jahr habt ihr elf Titel in Folge geholt. Wie wichtig ist der Award für dich persönlich und für das Team?
Andreas Fischer: Ich kann mich noch daran erinnern, wie stolz ich war, als wir den body LIFE-Award im Jahr 2005 zum ersten Mal gewonnen haben. Mit ähnlichem Stolz erfreue ich mich an jedem weiteren Erfolg, da er für unsere gesamte Teamleistung steht und Beweis dafür ist, dass unsere Kunden mit unseren Produkten und Leistungen sehr zufrieden sind. Und zufriedene Kunden sind unser Antrieb – jeden Tag aufs Neue!
Foto: Thorsten Rebek, Andreas Fischer