Thorsten trifft… Chang-Hun Jo
Chang-Hun Jo ist Country Manager bei InBody Deutschland. Im Interview mit Thorsten Rebek, Geschäftsführer von bodyLIFE Medien, spricht er über die Veränderungen in der Branche durch die Coronakrise und die Notwendigkeit eines nachhaltigen Umdenkens.
Thorsten Rebek: Der Lockdown hat die gesamte Industrie hart getroffen. Wie bewertest du die Situation?
Chang-Hun Jo: Die eigentliche Pandemie war schon längst im Hintergrund vorhanden in Form von Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Sarkopenie. Die Wurzel des Problems liegt in der gesamtgestalterischen Vernachlässigung der Gesundheit.
Thorsten Rebek: Hat die Industrie auf die Situation richtig reagiert?
Chang-Hun Jo: Es gab branchenübergreifenden Austausch zwischen den Hauptmarktakteuren mit sehr produktiven und konstruktiven Gesprächen über die Entwicklung der Fitnessbranche und des Gesundheitsmarktes. Der Zusammenhalt war erstaunlich! Die Branche hat sich gebündelt und gezielt ihre Energie in neue Aktivitäten umgeleitet.
Thorsten Rebek: Folgt jetzt ein Aber?
Chang-Hun Jo: Das Aber liegt in der Nachhaltigkeit. Es war ein guter, erleuchtender Anstoß – das Ziel sollte aber ein effektvoller, lang anhaltender Zusammenhalt sein, um gemeinsam etwas langfristig zu bewegen. In meinen Augen ging man zu schnell wieder zum „business as usual“ über.
Thorsten Rebek: Was ist also das Hauptproblem und wie kann man es lösen?
Chang-Hun Jo: Corona ist nicht das eigentliche Problem, sondern brachte lediglich die tatsächlichen Negativpunkte zum Vorschein. Ich habe selbst nicht die fertigen Lösungen parat, begrüße aber den Diskurs für eine nachhaltige Veränderung.
Thorsten Rebek: Welchen Wandel hat die Coronakrise bei dir persönlich hervorgerufen?
Chang-Hun Jo: Ich habe z. B. die ruhigen Monate April und Mai, in denen das operative Geschäft stark zurückgefahren wurde, intensiv meiner Familie gewidmet und an Optimierungen im Unternehmen gearbeitet. Der Lockdown war für mich also keinesfalls ein Stillstand.
Thorsten Rebek: Welche Rolle nahm die Digitalisierung in den letzten vier Monaten ein?
Chang-Hun Jo: Diese Zeit hat uns verdeutlicht, wie wichtig die Digitalisierung ist. Heutzutage ist man nicht mehr darauf angewiesen, physisch vor Ort zu sein. Man bewegt sich global in der digitalen Welt. Digitalisierung bedeutet für unser Unternehmen in erster Linie höhere Effizienz und höhere Reichweite bei niedrigerem Einsatz. Diese Bewegung war bereits da – die Pandemie zwang uns aber, das volle Potenzial in Anspruch zu nehmen, was wir dankend annahmen und künftig weiter vorantreiben werden.
Thorsten Rebek: Wie würde für dich ein gesundheitsorientierter Fitnessmarkt in der Zukunft aussehen?
Chang-Hun Jo: Alles steht und fällt mit der konsequenten Umsetzung der strategischen Positionierung. Es gibt kein Top-down-Konzept für alle. Aktuell werben die meisten Anbieter mit dem Thema „Immunbooster“. Allerdings frage ich mich, ob das nicht in vielen Fällen bloß reine Kosmetik ist. Die Positionierung als Gesundheitsdienstleister bedarf mehr, als nur Werbung mit einem Reizthema zu betreiben.
Thorsten Rebek: Wie lautet dein Fazit?
Chang-Hun Jo: Es ist eine Zeit der Krise, aber auch eine Zeit, Mutiges zu wagen, die Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. It‘s now or never!
Fotos: body LIFE