„Tour de France“ für DFB-Frauen
Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2019
Seit dem 7. Juni findet die Frauenfußball-WM in Frankreich statt. Das junge, sich im Umbruch befindende deutsche Team strebt die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 an. Hierfür muss es die DFB-Auswahl unter die drei besten Teams Europas schaffen. Die Fitnessgeräte in den Trainingslagern in Grassau und in Rennes wurden – wie auch schon im vergangenen Jahr bei den Herren – von Matrix bereitgestellt.
Nach 2003 und 2007 greift das DFB-Team nach dem nächsten WM-Titel. Doch nach Expertenmeinungen war die Weltspitze im Frauenfußball noch nie so breit wie heute. Mit den Titelverteidigerinnen aus den USA, den Französinnen, den Engländerinnen, den Australierinnen, den Japanerinnen und den Niederländerinnen gelten gleich mehrere Nationen als ernsthafte Titelanwärter. Das junge deutsche Team, das seit vergangenem Herbst von Martina Voss-Tecklenburg trainiert wird, gehört zum erweiterten Favoritenkreis. Als Hauptziel hat die Bundestrainerin die Qualifikation für Olympia 2020 ausgegeben. Nach Siegen gegen China, Spanien und WM-Neuling Südafrika gelang dem DFB-Team der Gruppensieg (die Ergebnisse der K.o.-Phase standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest).
Das Trainingsequipment
Die Turniervorbereitung fand im bayerischen Grassau statt. „Das Trainingslager wurde mit zwölf Matrix-CXP-Bikes für Ausdauertraining und Regeneration sowie mit Krafttrainingsstationen wie der Olympic Breaker Bench, Racks, Multibänken und Kabelzügen ausgestattet. Diverse Kleingeräte wie Kettle Bells, Medizinbälle, Plyoboxen und Kurzhanteln von Elbesport für das freie Training rundeten das komplette Trainingsprogramm dann ab“, berichtet Matrix Account Manager Volker Lichte. Ende Mai wurde das gesamte Equipment von Grassau nach Rennes in das Basecamp des Teams geliefert. Jedoch ist die WM durch viele Reisen zu den Spielen gekennzeichnet, sodass das Team nie länger als vier Tage an einem Ort ist. „Die Frauen absolvieren quasi eine ‚Tour de France‘. Das bedeutet, dass die Grundlage in Bezug auf die körperliche Fitness in Grassau und Rennes gelegt wird. Das wiederum kenne ich dann auch von den EM- und WM-Turnieren der A-Nationalmannschaft“, so Volker Lichte.
Interview mit Patrik Grolimund, DFB-Assistenztrainer, und Volker Lichte, Matrix Account Manager
body LIFE: Herr Grolimund, wie wichtig ist das Athletiktraining heutzutage?
Patrik Grolimund: Der moderne Fußball ist geprägt von hochexplosiven Aktionen, welche über die gesamte Spieldauer abgerufen werden müssen – insofern erhält die Athletik eine zentrale Bedeutung. Dabei geht es nicht nur um das Training einzelner Komponenten wie Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft, Beweglichkeit oder Koordination, sondern gerade die sinnvolle Verbindung dieser Komponenten und deren Anwendung im Sportspiel Fußball ist entscheidend. Im Vergleich zu früher lässt sich insbesondere für den Frauenfußball festhalten, dass durch die massiv erhöhte Leistungsdichte und die weltweit eingeführte Professionalisierung das Spielniveau sich enorm erhöht hat, was wiederum deutlich höhere Anforderungen an das fußballspezifische Athletiktraining zur Folge hat.
body LIFE: Inwieweit stimmt sich die Bundestrainerin bei ihrer Trainingsplanung mit Ihnen ab?
Patrik Grolimund: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist sowohl das Gesicht als auch die Hauptverantwortliche unseres Trainerteams, in dem mit Britta Carlson, Thomas Nörenberg, Michael Fuchs und mir fünf Personen die ganze Trainings- und Spielplanung für die Frauen-Nationalmannschaft planen, umsetzen und stetig auswerten. Meine Hauptaufgabe als Assistenztrainer liegt schwerpunktmäßig auf der Belastungssteuerung, wo nebst der Regeneration auch die Athletik eine zentrale Rolle einnimmt. Unser Trainerteam erlebe ich wie auch schon die Zusammenarbeit mit Martina Voss-Tecklenburg in der Schweiz: sehr professionell, mit viel Vertrauen auf die jeweiligen Kompetenzen, einer offenen und auch kritischen Diskussionskultur und insgesamt einer stark ausgeprägten Wertschätzung und Leidenschaft für gemeinsame sportliche Ziele. Letztendlich geht es uns immer darum, dass wir die einzelne Spielerin und das ganze Team ins Zentrum unserer Gedanken stellen – und dabei haben wir bis jetzt immer stimmige Lösungen für die Trainings- und Spielplanung gefunden.
body LIFE: Wie wird das Athletiktraining von den Damen angenommen?
Patrik Grolimund: Bis ins Jahr 2014 war ich im Junioren- und Männerfußball tätig, seither im Mädchen- und Frauenfußball – somit erlaube ich mir, die Vergleichsbrille aufzusetzen. Grundsätzlich geht es um das Gleiche, nämlich um Fußball, welcher nach den gleichen Regeln gespielt wird. Und ebenso ist es ein Grundsatz meiner Arbeit, dass ich mich mit dem jeweiligen Individuum beschäftigen will, mit der Persönlichkeit hinter der Spielerin oder dem Spieler – deshalb hinken Vergleiche stark, da sich in einem Team immer die unterschiedlichsten Charaktere zeigen und das Kontinuum männlich-weiblich nicht bloß auf das Geschlecht angeschaut werden kann. Dennoch scheint es bei der Frauen- Nationalmannschaft schon so zu sein, dass die Spielerinnen insgesamt über eine überdurchschnittliche Motivation und Selbstständigkeit verfügen, was gerade für ein erfolgreiches Athletiktraining eine wichtige Voraussetzung ist. Damit geht einher, dass sie gefühlt mehr nach dem Sinn einer Übung fragen, als dass ich das bisher bei Männerteams erlebt hatte; das bestätigen auch Berufskollegen. Ebenso die Wahrnehmung, dass man Frauen eher auch einmal bremsen muss, was bei den Männern eher selten der Fall ist. Ich empfinde es schlicht als Luxus, mit solch tollen Persönlichkeiten arbeiten zu dürfen und sie auf ihrem Weg begleiten zu können. Und dass z.B. Dzsenifer Maroszan sich nach fast jedem Training bedankt, zeigt doch auch sehr viel über die Kultur bei der Frauen-Nationalmannschaft auf.
body LIFE: Volker, wie erlebst du die Zusammenarbeit mit den DFB-Frauen?
Volker Lichte: Die Atmosphäre in der Mannschaft und im Team hinter dem Team ist sehr angenehm: aufgeschlossen, kooperativ und fokussiert. Also meiner Meinung nach eine elementare Grundlage für Erfolg. Ich durfte ja etwas Zeit mit dem Team verbringen und muss sagen, das sind wirklich richtig coole, offene und zugleich ehrgeizige und toughe Mädels. Ich bin überzeugt davon, dass der Teamspirit in dieser jungen deutschen Mannschaft stimmt und sie bei dieser WM mit etwas Glück auch ganz weit kommen kann. Ich habe zumindest Lyon fest im Blick.
Fotos: Johnson Health Tech. GmbH