Wichtiges Signal für die Branche
Interview mit Silke Frank, FIBO Event Director
Die Coronapandemie hat die Planung der FIBO ordentlich auf den Kopf gestellt. Trotz allem hat das Team viel Durchhaltevermögen und Flexibilität an den Tag gelegt und die Messe schließlich ins Netz verlegt. Silke Frank berichtet im Interview u. a. über das Feedback der Besucher und neue Konzepte für die FIBO 2021.
body LIFE: Anfang Oktober fand erstmals die FIBO@business statt. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Silke Frank: Trotz der außergewöhnlichen Situation haben wir es gemeinsam mit unseren Partnern geschafft, ein tolles Event mit besonderer Atmosphäre auf die Beine zu stellen. Das war wirklich bewegend. Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, der Branche in diesem schwierigen Jahr mit all seinen Herausforderungen ein Signal zu geben. Auch wenn wir dafür dreimal Anlauf nehmen und Durchhaltevermögen beweisen mussten: Erst die weit fortgeschrittenen Vorbereitungen für die reguläre FIBO im April, die wir nur vier Wochen vor der eigentlichen Messe aufgrund der Covid- 19-Pandemie abbrechen mussten. Dann der zweite Versuch mit einem hybriden Konzept, das sich angesichts der weltweit turbulenten Situation nicht realisieren ließ. Und nun schließlich der dritte Anlauf, der – nach nur wenigen Wochen der intensiven Vorbereitung – mit über 30 000 Teilnehmern bei der FIBO@business, dem digitalen EHFF und der FIBO@ home auf Instagram geglückt ist und der für die Zukunft hochspannendes Potenzial offenbart hat.
body LIFE: Womit sind Sie zufrieden, was kann verbessert werden?
Silke Frank: Wir haben ein sehr gutes Feedback bekommen zum hochwertigen Programm im FIBO-TV und on demand sowie zum „Look“ der gesamten Plattform. Wir sind mit unserem virtuellen Messeformat zu digitalen Vorreitern geworden, indem wir Tools und Funktionalitäten entwickelt haben, die gute Interaktionsmöglichkeiten zwischen Fachbesuchern und Ausstellern ermöglicht haben. Und damit meine ich nicht nur den Austausch digitaler Visitenkarten. Über unsere videooptimierte Networking-Plattform „FIBO Matchmaking“ konnten die Teilnehmer Meetings planen und durchführen und auch ganz spontan einen Aussteller an seinem virtuellen Messestand ansprechen.
Sicherlich sind diese ganzen neuen Funktionen aber auch noch weiter erklärungsbedürftig – da muss viel kommuniziert werden. Wir alle müssen ganz neu denken und planen in diesen digitalen Strukturen. Nur so kann man die Möglichkeiten voll ausschöpfen.
body LIFE: Wie herausfordernd war es, die FIBO 2020 in die digitale Welt zu verlagern?
Silke Frank: Natürlich arbeiten wir als global agierender Messeveranstalter seit Jahren intensiv daran, unsere digitalen Services zu erweitern. Aber durch die Dynamik der Pandemie musste manche „Marktreife“ unserer Digitaltools und -services drastisch beschleunigt werden. Entsprechend war die Umsetzung der rein digitalen FIBO 2020 aus technologischer, aber auch kommunikativer Sicht ziemlich herausfordernd. Umso stolzer sind wir auf das Ergebnis, das neue Wege für die Zukunft eröffnet hat.
body LIFE: Wie fiel das Feedback der Aussteller und Besucher aus?
Silke Frank: Das, was uns wirklich bewegt hat, war die allgemeine Wiedersehensfreude, die sowohl bei der FIBO@business als auch bei der FIBO@home und dem EHFF auf allen Kanälen mitschwang und die trotz der notwendigen Digitalisierung für eine ganz besondere Atmosphäre sorgte. Nach den wahnsinnig herausfordernden Monaten samt Akutphase mit Lockdown und behördlich angeordneten Schließungen von Trainingseinrichtungen hat sich die Branche nicht nur ein orientierendes Signal ersehnt, dass es weitergeht mit dem Fitnessbusiness – ihre Akteure verlangten nach fachlichem Austausch, motivierenden Begegnungen, impulsgebendem Wissenstransfer.
Dass wir dem Bedarf mit unserer Online- Premiere gerecht werden konnten, das bestätigt insbesondere das positive Feedback unserer Teilnehmer auf Besucherseite.
body LIFE: Welche inhaltlichen Pläne gibt es bereits für die FIBO 2021?
Silke Frank: Wir werden insbesondere den krisenrelevanten Zukunftsthemen mehr Raum geben und dementsprechend die Hallenkonzepte anpassen. Das betrifft sicherlich den Bereich der Digitalisierung sowohl auf Seite der Aussteller als auch im Vortragsprogramm. Ein weiteres Schlüsselthema 2021 ist der Bereich „Gesundheit und Prävention“.
Wir planen aktuell, acht Hallen im Kölner Messegelände zu belegen. Dabei gibt es Veränderungen zum Beispiel in den Bereichen Fashion und Lifestyle, die zusammengeführt werden. Wir planen unter Berücksichtigung der Hygieneauflagen auch wieder zahlreiche Aktionsflächen – etwa Bühnen, CrossFit und Calesthenics Areas.
body LIFE: Inwieweit ist die digitale Messe eine (Teil-)Möglichkeit für die FIBO 2021?
Silke Frank: Corona hat das Messewesen grundlegend verändert und die Digitalisierung in nahezu allen Veranstaltungsbereichen vorangetrieben. Entsprechend werden uns die in diesem Jahr lancierten Digitalservices weiter begleiten. Aber was ganz wichtig ist: Ersetzen können diese Angebote eine Livemesse nicht. Der Face-to-Face- Kontakt ist ein wesentlicher Faktor, wenn es um das Generieren von neuen Businesskontakten geht.
body LIFE: Als wie realistisch sehen Sie es an, dass sich die Branche im April 2021 wieder wie gewohnt in Köln trifft?
Silke Frank: Wir haben ein Ziel und das heißt: Livemesse im April 2021! Wir haben inzwischen bei anderen großen Messen wie dem Caravan Salon in Düsseldorf gesehen, dass dies möglich ist, wenn die notwendigen Sicherheits- und Hygienekonzepte angewendet werden. Das macht mich sehr optimistisch. Sicherlich haben wir das Pandemiegeschehen immer im Blick und passen unsere Planungen natürlich laufend und flexibel an die jeweiligen Gegebenheiten an.
body LIFE: Wie sehen Sie die Zukunft der Fitnessbranche für die Zeit nach der Krise? Welche Chancen ergeben sich? Was muss sich ändern?
Silke Frank: Wir stecken noch mitten in der Pandemie, daher wird die Branche kurz- und auch mittelfristig sicherlich die finanziellen Folgen zu spüren bekommen, zumal niemand weitere Lockdown-Maßnahmen gänzlich ausschließen kann. Aber ich denke, dass die Fitnessbranche im Großen und Ganzen positiv in die Zukunft blicken kann. Ein Faktor ist dabei, dass die positiven Effekte von Fitness auf das Immunsystem und die Gesundheit immer mehr in den Fokus rücken. Die Branche sollte das nutzen und sich weiter als essenzieller Gesundheitsdienstleister – auch im Kampf gegen Corona – positionieren.
Dabei ist es sicherlich ratsam, gegenüber neuen Tools und Trends noch offener zu werden. Outdoor Fitness, digitale Home-Fitness-Angebote und Heimfitnessgeräte haben im Frühjahr während des Lockdowns einen Boom erfahren. Wir sollten Apps und Online- Trainings nicht als Konkurrenz, sondern als Chance betrachten. Es gibt nicht nur das „Entweder-oder“, sondern ein fitter und gesunder Lebensstil findet auf ganz vielen Ebenen statt. Ich gehe davon aus, dass in Zukunft zunehmend hybride Angebotsformate in die Studios implementiert werden. Das könnte dann so aussehen, dass der Kunde beispielsweise morgens eine kurze Yogaeinheit per App absolviert, mittags eine Runde spazieren geht und abends im Fitnessstudio an Geräten trainiert. Dabei kann man als Studiobetreiber und Trainer eine zentrale Rolle spielen und den Trainierenden begleiten, auch wenn dieser gerade nicht physisch anwesend ist.
body LIFE: Vielen Dank für das Interview!
Foto: FIBO