Wie plant man erfolgreich ein Outdoor-Gym?
Interview mit Arno Driemeyer, Geschäftsführer der TOLYMP GmbH
Für die Fitnessbranche war es ein frustrierendes Jahr mit vielen Veränderungen. Nur wenige Bereiche der Branche konnten in dieser Zeit ein Wachstum verzeichnen. Der Geschäftsführer der TOLYMP GmbH – deutscher Hersteller für Outdoor-Fitness- und Spielgeräte – spricht im Interview über den Boom des Outdoor-Trainings und worauf man als Inhaber eines Fitnessstudios beim Aufbau eines Outdoor-Gyms achten sollte.
body LIFE: Herr Driemeyer, der Outdoor- Markt erlebt gerade einen regelrechten Boom. Wie haben Sie die vergangenen Monate wahrgenommen?
Arno Driemeyer: Ja, tatsächlich, wir spüren seit März 2020 eine deutlich gestiegene Nachfrage. Für viele Privatkunden sowie Firmenkunden und Studios ist das Training im Freien ein wichtiger Ausgleich zum Homeoffice oder ein zweites Standbein geworden. Outdoor-Training hat natürlich vorher schon Spaß gemacht – aufgrund der aktuellen Lage sind allerdings viele Sportler auch dazu bereit, bei schlechterem Wetter draußen zu trainieren. Abstände können draußen ebenfalls viel besser eingehalten werden.
body LIFE: Wie plant man erfolgreich ein Outdoor-Gym?
Arno Driemeyer: Neben der vorhandenen Planungsfläche sind vor allem die späteren Anforderungen an das Training wichtig. Dazu sind u. a. die folgenden Fragen zu klären: Für welche Sportarten sollen die Geräte und Stationen genutzt werden, beispielsweise für Crossfit, klassisches Krafttraining oder Calisthenics? Wie viele Mitglieder sollen an der Station trainieren können, soll sie nur für Personal Trainings oder auch für Gruppentrainings ausgelegt sein? Je nach Anforderungen kann mit verschiedenen Geräten geplant werden. So gibt es z. B. Kraftgeräte mit einem verstellbaren Gewichtssystem oder auch eine komplette Fitness- bzw. Calisthenics-Station mit Einzelteilen wie Klimmzugstange, Dip-Barren, Human-Flag. Das Zubehör ist für jede modulare Fitnessstation wichtig. Battle Rope, Schlingentrainer und Pull-up-Balls können neue Bewegungsreize schaffen und bringen Abwechslung in das Training. Die einzelnen Elemente können auch in Kombination für Zirkeltrainings mit Schwerpunkten auf Kraft, Ausdauer oder Beweglichkeit genutzt werden.
Für den Außenbereich sollte das Material der Geräte witterungsbeständig und möglichst wartungsfrei sein. Wir setzen daher vor allem auf hochwertigen V2A-Edelstahl, der auch einfach desinfiziert werden kann. Sollte ein starker Grip gefordert sein, sollte man auf spezielle Verarbeitungen wie eine Kreuzrändelung auf den Griffflächen achten. In der aktuellen Situation bietet es sich an, die Station in einer Online- Beratung im 3D-CAD zu planen und mittels Augmented Reality vor Ort auszuprobieren. Der Einsatz dieser Techniken ist für mein Vertriebsteam eine gängige Vorgehensweise geworden und erleichtert dadurch die rasche und zielgerichtete Planung deutlich.
body LIFE: Die Mitglieder sind das Training an Fitnessgeräten wie Brustpresse oder Butterfly Maschine gewöhnt. Können diese Geräte durch die von Ihnen genannten Kraftgeräte gleichermaßen ersetzt werden? Kann man mit einem Outdoor-Gym die gleichen Trainingserfolge erzielen?
Arno Driemeyer: Mit der richtigen Ausstattung steht der Outdoor-Bereich dem normalen Indoor-Studio in nichts nach. Die bekannten Indoor-Geräte wie Butterfly Maschine, Bauchtrainer und Co. sind auch für den Outdoor- Bereich erhältlich. Hierbei kann der Sportler die Gewichtsscheiben in einer Stangenführung auf seine Anforderungen hin passend einstellen, ohne dass er die Scheiben vom Gerät entfernen kann. So können diese Geräte auch für das Training von großen Muskelgruppen oder Isolationsübungen genutzt werden.
Die Kraftgeräte sind witterungsbeständig und für den dauerhaften Außeneinsatz ausgelegt. Mit den richtigen Outdoor-Kraftgeräten ist sogar professionelles Bodybuilding möglich. Mitglieder können somit draußen mit einem stetigem Training genau die gleichen Trainingserfolge erzielen.
body LIFE: Was muss beim Ausbau eines Outdoor-Gyms beachtet werden?
Arno Driemeyer: Einige Punkte sind ähnlich zur Indoor-Planung. So sollten für die Sicherheit beim Training Fallschutz und Sicherheitsabstände bedacht werden. Des Weiteren sollte man unter Berücksichtigung des Sonnenstands überlegen, ob eine Überdachung für die Beschattung und gegen den Regen notwendig ist. Fitnessstationen und -geräte sollten auf den Boden aufgeschraubt oder – besser noch – einbetoniert werden. Wenn die Außenfläche frei zugänglich ist: den Diebstahlschutz nicht vergessen!
body LIFE: Was muss man beim Bodenbelag beachten?
Arno Driemeyer: Wir empfehlen für den Einsatz im Fitnessstudio oder auf öffentlichen Plätzen immer robuste Fallschutzplatten aus Gummigranulat Am besten ist hier eine Plattenstärke von 60 bis 80 mm geeignet. Die meisten Fallschutzplatten können mit einem puzzleartigen Verbindungssystem für ein dauerhaft sicheres und glattes Endergebnis verlegt werden. Holzhackschnitzel sind eine günstigere Variante. Hierbei sollten allerdings die recht hohen Pflege- und Instandhaltungsaufwendungen berücksichtigt werden, da das Holzmaterial gerne von Wind und Vögel in der Umgebung verteilt wird.
body LIFE: Mit welchen Kosten muss ein Betreiber bei der Investition in ein Outdoor-Gym rechnen?
Arno Driemeyer: Die Kosten für ein Outdoor- Gym richten sich natürlich nach der Größe der Anlage und den unterschiedlichen Geräten, die je nach Hersteller variieren. Grundsätzlich ist es auf jeden Fall lohnenswert, klein anzufangen und ein System zu nutzen welches nach und nach erweitert werden kann. So können die Studiobetreiber testen, wie die Station von den Mitgliedern angenommen wird. Für ein kleines Outdoor-Studio mit einer Crossfit-Anlage kann man schon ab ca. 5.000 Euro kalkulieren – inkl. Fallschutzplatten und Aufbaukosten. Viele unserer Kunden bauen ihre Station auch selbst auf, um sich die Kosten für den Aufbau zu sparen. Größere Installationen mit einer voll ausgestatteten Calisthenics- oder Crossfit-Anlage und mehreren Kraftgeräten mit verstellbaren Gewichten liegen natürlich deutlich darüber und erreichen rasch Größenordnungen im Bereich von 30.000 bis 50.000 Euro.
Aktuell lohnt sich die Investition in einen Outdoor-Bereich besonders – mit der staatlichen Überbrückungshilfe III werden bis zu 90 Prozent der baulichen Maßnahmen für die Einhaltung der Hygienemaßnahmen gefördert.
body LIFE: Für welche Art von Studio eignet sich ein Outdoor-Bereich eher, für welche Art weniger?
Arno Driemeyer: Egal ob Boutique-Studio oder auch größere Fitnesskette – ein Outdoor-Bereich bietet sich für jede Art von Fitnessstudio an, das den notwendigen Platz vor Ort zur Verfügung stellen kann. Der Mindestplatzbedarf für eine kleine Fitnessstation liegt bei ca. 4 x 5 Metern. Einige Fitnessstudios haben die Stationen sonst auch für Outdoor-Kurse wie Zirkeltraining oder Crosstraining im Einsatz. Für ein autonomes Training der einzelnen Mitglieder raten wir übrigens zu Infotafeln mit entsprechender Beschreibung der richtigen Übungsausführung.
body LIFE: Herr Driemeyer, vielen Dank für das Interview.
Foto: Tolymp