Fitnesstrends 2020
Ergebnisse einer weltweiten Studie
Für Entscheidungsträger in der Fitnessbranche ist das frühzeitige Erkennen von potenziellen Trends ein entscheidender Faktor bei der Gewinnung und Bindung von Mitgliedern. In einer kürzlich weltweit durchgeführten Studie wurden Fitnessexperten zu potenziellen Fitnesstrends für das Jahr 2020 befragt. Auf den Top-Platzierungen landeten dabei Wearables, hochintensives Intervalltraining und gruppenbasiertes Training, während Yoga gegenüber den Vorjahresbefragungen an Plätzen einbüßte und Fitness-Apps auf dem Smartphone sowie Foam Rolling sogar ganz aus den „Top 20“ der Fitnesstrends fielen.
Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu. Sind die Trends aus diesem Jahr auch noch 2020 „in“? Welche Fitnessbewegungen werden sicher „out“ sein? Und welche neuen Trainingsformen entpuppen sich nächstes Jahr als neuer Trend? Wer die Antworten auf diese Fragen hat, besitzt gegenüber seinen Mitbewerbern in der Fitnessbranche einen erheblichen Wettbewerbsvorteil – beispielsweise, wenn zukunftsweisende Entscheidungen für die Ausrichtung eines Studios getroffen werden sollen.
Vor diesem Hintergrund führt die Fachzeitschrift ACSM‘s Health & Fitness Journal seit 2006 jährlich eine weltweite Umfrage unter Tausenden Experten durch. Auf der einen Seite ist diese Form der Umfrage repräsentativ für die globale Fitnessbranche, auf der anderen Seite können durch die Kontinuität in der Studiendurchführung Aussagen über wahre Trends im Gegensatz zu kurzfristigen Modeerscheinungen getroffen werden. Als Trends gelten generelle Entwicklungen, die über mehrere Jahre hinweg vordere Platzierungen im Rahmen der Befragung einnehmen. Dahingegen poppen Modeerscheinungen zwar schnell auf, schaffen es aber meist nicht, ihren Status über längere Zeit zu halten. Die Ergebnisse der Umfrage für die Fitnesstrends 2020 wurden kürzlich in dem oben erwähnten Gesundheits- und Fitness Fachjournal¹ veröffentlicht.
Die Studie
Insgesamt konnten die Teilnehmer 38 mögliche Trends bewerten. Die Liste setzte sich aus den „Top 25“ der vorherigen Jahre zusammen und aus Empfehlungen der wissenschaftlichen Studienleitung. Die Studienleitung repräsentierte die vier Bereiche der Fitnessindustrie (Unternehmen, Kliniken, Gemeinden, kommerzielle Anbieter) und den akademischen Sektor. Die Umfrage wurde an 56 746 Experten aus der Fitness- und Gesundheitsbranche (z. B. Mitglieder von Verbänden und Organisationen) auf der ganzen Welt gesandt. Die Rücklaufquote lag mit etwa 6 Prozent über jener der Vorjahre, was insgesamt 3 037 Teilnehmern entspricht.
Die Ergebnisse
Neu bzw. wieder in die Liste der „Top 20“-Fitnesstrends schafften es das Training mit freien Gewichten, Lebensstilmedizin, das Zirkeltraining und Sport im Kindesalter. Nicht mehr dabei sind dagegen mobile Fitness-Apps, Foam Rolling, Personal Training in Kleingruppen und Rehasportprogramme. Von der Spitze grüßen wie schon in den vergangenen zwei Jahren Wearables, HIIT und gruppenbasiertes Training.
Die „Top 20“-Trends für das Jahr 2020 setzen sich wie folgt zusammen:
1. Wearables: Aktivitätstracker, Smart- Watches, Herzfrequenz- und GPS-Sensoren zählen seit einiger Zeit zu den „Top 3“-Trends. Während es in den vergangenen Jahren Diskussionen über die Messgenauigkeit solcher Geräte gab, scheint diese Problematik nun weitestgehend gelöst zu sein.
2. Hochintensives Intervalltraining (kurz HIIT): Solche Programme bestehen aus kurzen hochintensiven Phasen (i. d. R. oberhalb von 90 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit), gefolgt von einer kurzen Erholungspause. Der Begeisterung für HIIT tut auch das von einigen Experten als erhöht eingeschätzte Verletzungsrisiko keinen Abbruch, wie die Platzierung beweist.
3. Gruppenbasiertes Training: Ab fünf Teilnehmern zählt ein Kurs als gruppenbasiert. Dabei demonstrieren und motivieren Fitnesstrainer Teilnehmer unterschiedlicher Leistungsniveaus in verschiedenen Kursformen wie Aerobic, Spinning oder Tanz.
4. Training mit freien Gewichten: Zum ersten Mal in den „Top 20“, versteht man unter diesem Trend das Krafttraining mit Hanteln, Kettlebells oder Medizinbällen. Die Trainer vermitteln hier zunächst die richtige Übungsdurchführung, bevor sukzessive der Widerstand erhöht wird.
5. Personal Training: Das Eins-zu-Eins- Training bleibt weiterhin ein Trend, u. a. weil es mit Online-Training, Gesundheitszentren, Training von zu Hause sowie bei Unternehmen mit Fitnesseinrichtungen eine große Bandbreite an Settings abdeckt. Personal Training beinhaltet die Durchführung von Fitnesstests, das Setzen eines persönlichen Ziels sowie die Umsetzung eines individuellen Trainingsplans und Betreuung.
6. Körperliche Aktivität als Medizin: Körperliche Aktivität als Medizin ist eine globale Gesundheitsinitiative. Sie zielt darauf ab, Ärzte und weitere Gesundheitsdienstleister zu ermutigen, körperliche Aktivität als festen Bestandteil von Gesundheitschecks und empfohlenen Behandlungen zu verstetigen, indem Patienten beispielsweise konkret an einen Fitnesstrainer verwiesen werden.
7. Training mit dem eigenen Körpergewicht: Diese Trainingsform benötigt kaum zusätzliches Equipment und ist daher sehr kostengünstig. Zwar kann sie als eine der traditionellsten Formen des Krafttrainings angesehen werden, hat sich aber erst in den letzten Jahren zu einem Trend entwickelt.
8. Fitnessprogramme für ältere Personen: Wir modernen Menschen leben und arbeiten immer länger. Gleichzeitig legen immer mehr ältere Menschen Wert auf ihre körperliche Fitness und ihre Gesundheit und wollen diese in zielgruppengerechten Programmen erhalten oder verbessern. Für Fitnessstudios zusätzlich interessant ist die erhöhte Zahlungsbereitschaft dieser Altersgruppe im Vergleich zu den jüngeren Personen.
9. Wellness-Coaching: Wellness-Coaching ist ein wachsender Trend, der Ansätze zur Verhaltensänderung, Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Rehabilitation integriert. Das Coaching findet meist eins zu eins oder in kleinen Gruppen statt, wobei der Coach unterstützt, ermutigt und erreichte Ziele bestätigt.
10. Anstellung von zertifizierten Fachkräften: Dieser Trend ist zum zweiten Mal in den „Top 20“ vertreten und hebt damit die Bedeutung von Ausund Weiterbildungen sowie von Zertifikaten hervor. Die steigende Zahl zertifizierter Fachkräfte macht das Feld kompetitiver und bildet die Basis für eine hohe inhaltliche Qualität der Angebote.
11. Training zur Gewichtsreduktion: Die meisten Abnehmprogramme beinhalten neben einer Regulierung der Kalorienzufuhr ein Fitnesstraining. Das Training zur Gewichtsreduktion gehört seit Beginn der Umfrage im Jahr 2006 den „Top 20“-Trends an.
12. Funktionelle Fitness: Diese besondere Form des Krafttrainings zielt auf Verbesserungen von Gleichgewicht, Koordination, Muskelkraft und Ausdauer ab. Hierdurch soll die Lebensqualität vor allem bei älteren Personen, aber auch im klinischen Kontext verbessert werden.
13. Outdoor-Aktivitäten: Unter Outdoor- Aktivitäten fallen z. B. Spazierengehen, Wandern, Klettern und Radfahren – mit Familie und Freunden, in einer Gruppe oder allein. Die Dauer der Aktivität reicht von wenigen Stunden über einen ganzen Tag bis hin zu einer geplanten Exkursion über eine komplette Woche.
14. Yoga: Yoga existiert in zahlreichen Formen und Unterkategorien (unter anderem Power Yoga, Yogilates und Hot Yoga). Neben Videoinstruktionen und Fachbüchern finden sich ebenfalls zahlreiche Zertifizierungsmöglichkeiten.
15. Lizenzierung für Fitness-Berufstätige: Damit eine Berufsbezeichnung getragen werden darf, sind oftmals verschiedene Formen einer Ausbildung notwendig; sie dienen der Regulation der in einem Berufsfeld tätigen Personen. Ähnlich wie ein Arzt ein abgeschlossenes Medizinstudium benötigt, werden im Fitnessbereich Lizenzen für bestimmte Tätigkeitsfelder vorausgesetzt.
16. Lebensstilmedizin: Bei diesem zum ersten Mal in die Liste aufgenommenen Trend handelt es sich um den evidenzbasierten Einsatz von Verhaltensweisen zur Erhöhung der Lebensqualität und zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens bei Einzelpersonen oder Familien. Beispiele solcher Verhaltensweisen sind u. a. der Verzicht auf Tabak/Nikotin, die Erhöhung körperlicher Aktivität und gesunde Ernährung.
17. Zirkeltraining: Das Zirkeltraining beinhaltet i. d. R. etwa zehn Übungen, die nacheinander in einer vorgegebenen Reihenfolge absolviert werden. Für jede Übung sind die Belastungsdauer und die Belastungsintensität mit einer anschließenden kurzen Erholungspause vordefiniert. Im Unterschied zum HIIT ist die Belastungsintensität etwas geringer.
18. Betriebliche Gesundheitsförderung: Dieser Trend umfasst eine Bandbreite an Angeboten, die vom Arbeitgeber bereitgestellt werden, um die Gesundheit der Arbeitnehmer zu fördern. Oft werden die angebotenen Maßnahmen evaluiert, um beispielsweise die Effekte auf die Gesundheit des Personals, die Kosten oder die Produktivität zu quantifizieren.
19. Einsatz von Messverfahren: Messverfahren kommen zum Einsatz, wenn Entwicklungen beschrieben werden oder das Erreichen von Zielen überprüft wird. Beispiele hierfür ist die Dokumentation der Wirkung eines Fitnessprogramms im Rahmen von Behandlungen chronischer Erkrankungen oder der Veränderung negativer Lebensgewohnheiten.
20. Sport im Kindesalter: Erstmals seit vier Jahren ist dieser Trend wieder in den „Top 20“ vertreten. In den meisten Industrie- und Entwicklungsländern stellt Übergewicht aufgrund von Bewegungsmangel eines der großen Gesundheitsprobleme im Kindesalter dar. Seine Bedeutung wird durch die Begünstigung weiterer medizinischer Krankheitsbilder wie Diabetes oder Hypertonie herausgestellt. Für Gesundheitsdienstleister weltweit stellt dieses Feld eine potenzielle Einnahmequelle dar.
Fazit – Verlierer und Gewinner
Fitness-Programme für ältere Personen haben sich nach einer Schwächephase wieder in den Top 10 stabilisiert. Leicht nach hinten geht es neben Yoga auch für das Training mit dem eigenen Körpergewicht, auch wenn das letztgenannte immer noch auf den vorderen Rängen zu finden ist. An der Spitze hat sich dagegen wenig getan: Schon seit einigen Jahren teilen sich Wearables, HIIT und gruppenbasiertes Training die vordersten Platzierungen.
Die Zukunft kann niemand voraussagen. Trotzdem können die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage die Gesundheits- und Fitnessbranche bei zukunftsweisenden Entscheidungen unterstützen. Dementsprechend können die Erkenntnisse je nach Ausrichtung der jeweiligen Einrichichtung individuell genutzt und gewichtet werden.
Stefan Altmann
¹ Thompson, W. R. (2019). Worldwide Survey Of Fitness Trends For 2020. ACSM‘s Health & Fitness Journal, 23(6), 10–18.
Stefan Altmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sport und Sportwissenschaft des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und beschäftigt sich mit den Themen „Fitness im Alter“ sowie „Ausdauer- und Schnelligkeitsdiagnostik“.
Kontakt: stefan.altmann@kit.edu
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