Gesundheitsmarkt wächst stetig
Interview mit Ferdinand, Johannes und Marc Linzenich, Geschäftsführer der Linzenich Fitnessgruppe OHG
1982 wurde die Linzenich Fitnessgruppe von den Brüdern Linzenich gegründet. In diesem Jahr feiert das Familienunternehmen, in das jetzt auch schon die nächste Generation eingetreten ist, sein 40-jähriges Jubiläum. Im Interview sprechen die drei Brüder u. a. über die Gründung ihres Unternehmens und die Ziele für die kommenden Jahre.
body LIFE: Ihr feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Dazu herzlichen Glückwunsch! Könnt ihr etwas über die Anfänge erzählen?
Linzenich-Brüder: Eigentlich war die Unternehmensgründung im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee. Auf einer Vereinsfahrt mit unserem damaligen Karateclub im Herbst 1981 wurde nämlich in bierseliger Runde der Entschluss gefasst, sich selbstständig zu machen. Ein halbes Jahr später eröffneten wir dann wirklich das „Gladbacher Sport- und Leistungszentrum“ als Vorläufer unseres Family-Fitnessclubs in Bergisch Gladbach.
Nach heutigen Maßstäben lief das alles ziemlich blauäugig ab: Es gab im Vorfeld keine Standortanalyse, wir konnten auf keinerlei vorhandene Marktdaten zurückgreifen, geschweige denn auf einen Business- oder Finanzplan. Wie wir es trotzdem geschafft haben? Ganz einfach: Unser Vater bürgte und die Bank gab uns den Kredit. Selbst Banken als Kreditgeber stellten damals zum Glück noch keine allzu unangenehmen Fragen.
Das Image unserer Branche lag 1982 in der Gesellschaft irgendwo zwischen Zuhälter und Gebrauchtwagenhändler. Dass der Fitnessmarkt eine solche Entwicklung nehmen würde, haben wir ja selber nicht geglaubt, weder die Zuwachsraten an Mitgliedern, noch den mittlerweile deutlich höheren Frauenanteil in den Clubs. Für die Zukunft ist in puncto Image immer noch viel Luft nach oben – insbesondere in der Politik. Und auch im Wachstum können wir noch zulegen, Stichwort neue Zielgruppen, wie Krafttraining für Kinder.
body LIFE: Was bietet euer Unternehmen alles an?
Linzenich-Brüder: Unter unseren vier Markenkonzepten bieten wir das Thema „Fitness“ im engen Zusammenspiel mit dem Thema „Gesundheit“ an – und das möglichst ganzheitlich: Athletiktraining, funktionales Training und Personal Training, Kurse, Ernährungsberatung, aber auch Stressprävention. Des Weiteren führen wir mit „GesundPur“ einen Rehasport-Verein und betreuen mit unserer Firma „Linzenich Businesshealth“ regionale Unternehmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Und digital sind wir sogar schon in ersten Schritten bundesweit unterwegs.
body LIFE: Welche Veränderungen des Fitnessmarktes habt ihr über die Jahre hinweg als prägend erlebt?
Linzenich-Brüder: Die erste große Veränderung war für uns Anfang der 80er-Jahre die durch Jane Fonda ausgelöste Aerobic-Welle, die uns unter anderem einen deutlichen Anstieg an weiblichen Mitgliedern bescherte. Sicherlich war dann in den 90er-Jahren der Übergang von der Muckibude zum ganzheitlichen Fitnessanbieter eine weitere große und wichtige Veränderung.
Seit Beginn der Nullerjahre hat zudem das Aufkommen der Discount-Fitnessclubs im Markt und somit auch bei uns eine deutliche Dynamik ausgelöst. Mit Spannung beobachten wir nun die Entwicklung eines stetig wachsenden Gesundheitsmarktes und überlegen natürlich, welche Rolle wir als Fitnessclubbetreiber darin in Zukunft spielen können.
body LIFE: Haben Fitnesskunden im Zuge der Coronapandemie neue Bedürfnisse entwickelt?
Linzenich-Brüder: Neue Bedürfnisse nicht. Es wurden eher vorhandene Bedürfnisse deutlich verstärkt, wie etwa der Wunsch nach sozialem Miteinander, mehr Gesundheitsvorsorge und mehr Wohlbefinden. Leider hat aber auch das Bedürfnis nach mehr Bequemlichkeit zugenommen, denn wir mussten häufiger feststellen, dass viele Menschen, die vorher regelmäßig trainiert haben, im Lockdown offensichtlich ihrem inneren Schweinehund erlegen sind.
body LIFE: Was ist aus eurer Sicht heute und in Zukunft wichtig, um erfolgreich einen Fitnessclub zu betreiben?
Linzenich-Brüder: Dabei spielt zunächst eine Rolle, welche Marktpositionierung man als Fitnessclub verfolgt. Wir setzen auf Klasse statt Masse. Wir wollen Qualitätsanbieter sein – und damit auch einen höheren Monatsbeitrag bei Kunden erzielen. Dafür braucht es in erster Linie gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter.
Diesen muss man Perspektiven bieten und ein vernünftiges Einkommen. Gute Leute will man ja halten. Darüber hinaus sind natürlich regelmäßige Investitionen und Innovationen in den Clubs selbstverständlich. Und last but not least werden gut funktionierende Management-, Qualitäts- und Strategieprozesse für uns eine wachsende Bedeutung haben, um auch in Zukunft gegen die stetig wachsende Konkurrenz gerade durch große Ketten bestehen zu können.
Dazu gehört auch, dass für Einzelbetreiber Netzwerke und externe Partner im Bereich Marketing und Verwaltung immer wichtiger werden.
body LIFE: Wie wird sich die Fitnessbranche eurer Einschätzung nach in den nächsten Jahren entwickeln und welche Herausforderungen wird sie zu meistern haben?
Linzenich-Brüder: Die größte Herausforderung der gesamten Branche wird sein, dass wir endlich in der Politik und in der breiten Bevölkerung als Präventions- und Gesundheitsanbieter wahrgenommen werden. Denn wir müssen es als Branche gemeinsam schaffen, ein möglichst großes Stück vom Kuchen des stark wachsenden Gesundheitsmarktes abzubekommen.
Wir brauchen dafür kompetente, sprich entsprechend qualifizierte Mitarbeiter, denen wir, wie schon gesagt, eine dauerhafte berufliche und auch finanzielle Perspektive bieten müssen. Schließlich wollen ja viele der jungen Mitarbeiter später auch mal eine Familie ernähren und sich selbst einen gewissen Lebensstandard leisten können. Die Branche sollte deshalb bestrebt sein, aus dem „Niedriglohnsektor“ herauszukommen.
Dazu müssen andererseits natürlich auch entsprechende Gewinne erwirtschaftet werden.
Insgesamt sehen wir die Zukunft des Fitnessmarktes jedoch trotz der zurzeit schwierigen Situation sehr positiv. Das wachsende Bedürfnis in der Bevölkerung nach Gesundheit, Fitness und gutem Aussehen ist ungebrochen und wird über kurz oder lang wieder für deutlich steigende Mitgliederzahlen sorgen.
body LIFE: Welche Ziele und/oder neuen Projekte gibt es bei euch?
Linzenich-Brüder: Unser Ziel, das wir auch in unserer Vision bzw. „Mission 2030“ zum Ausdruck gebracht haben, ist es, an allen Standorten unter den Mitbewerbern der Qualitätsanbieter Nr 1 zu werden, um dadurch die Grundlagen zu legen, höhere Mitgliedsbeiträge erwirtschaften zu können. Dazu ist es unter anderem notwendig, unsere Clubkonzepte fortlaufend weiterzuentwickeln und jede Chance zu nutzen, unser Markenimage weiter aufzuwerten und zu schärfen.
Natürlich wollen wir darüber hinaus weitere Standorte eröffnen, als Anbieter für Betriebliches Gesundheitsmanagement weiterwachsen und uns neue Geschäftsfelder erschließen, zum Beispiel auch als Dienstleister für Branchenkollegen, denen aufgrund ihrer Unternehmensgröße entsprechende Ressourcen fehlen.
body LIFE: Vielen Dank für das Interview.
Foto: Linzenich Fitnessgruppe