Aktuelles aus der Forschung
Neue Studienergebnisse zum Thema Sport bei Diabetes
Dass Sport Menschen mit Diabetes guttut, daran gibt es keine Zweifel. Wissenschaftler untersuchten nun aber in neuen Studien die Details – unter anderem, welche Art der körperlichen Aktivität einem Diabetes am besten vorbeugen kann und wie intensiv der Sport sein sollte. Außerdem, ob sich ein hochintensives Training mit insgesamt niedrigerem Volumen positiv auswirkt.
Je intensiver, desto besser
Hintergrund
Körperliche Aktivität ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Diabetesprävention – so viel ist bekannt. Bisherige Studien fokussierten sich dabei vor allem auf Freizeitaktivitäten. Nur wenig Evidenz gibt es bisher für verschiedene Arten von körperlicher Aktivität unter anderem im Arbeitsumfeld. Chinesische Wissenschaftler untersuchten das nun in einer neuen Studie.
Die Studie
Die Forschenden teilten die körperliche Aktivität der befragten Teilnehmer in fünf Kategorien ein: intensive körperliche Aktivität im Arbeitsumfeld (z. B. Transport oder Heben schwerer Dinge), intensive Bewegung in der Freizeit (z. B. Joggen oder Basketball), moderate körperliche Aktivität im Arbeitsumfeld (z. B. Arbeiten, die schnelles Gehen oder das Heben leichterer Dinge erfordern), moderate Freizeitaktivitäten z. B. schnelles Gehen,Fahrradfahren, Schwimmen) und alltägliches Gehen/ Fahrradfahren, um von A nach B zu kommen. Die Studienautoren prüften zudem den Einfluss der gesamten körperlichen Aktivität auf das jeweilige Diabetesrisiko.
Die Erkenntnisse
Die Diabetesprävalenz unter den 31 330 Teilnehmern betrug 17,5 Prozent. Die Erkrankung trat weniger häufig auf bei Personen, die körperlich aktiv waren. Das galt besonders für diejenigen, die in ihrer Freizeit intensiven Sportarten nachgingen. Die Diabetesprävalenz sank signifikant, wenn sich die Intensität der Bewegung erhöhte. Insgesamt waren alle der untersuchten Arten der körperlichen Aktivität – bis auf die moderate Bewegung auf der Arbeit – mit einem geringeren Diabetesrisiko assoziiert.
HIIT für Diabetiker – aber mit niedrigem Volumen!
Hintergrund
Durch einen gesunden Lebensstil lässt sich das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes verringern und allgemein ein Typ-2-Diabetes verbessern. Durch z. B. sportliche Aktivitäten bessern sich die Insulinsensitivität und die Glukosehomöostase. Ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) kann zwar generell die kardiorespiratorische Fitness erhöhen – allerdings ist diese Trainingsart für Menschen mit Typ-2-Diabetes nicht ganz ungefährlich.
Die Studie
Forschende analysierten daher in einem neuen Review den Effekt eines HIIT mit insgesamt niedrigerem Trainingsvolumen (low volume high-intensity interval training, LVHIIT). Fünf Studien wurden in das Review eingeschlossen.
Die Erkenntnisse
Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (d. h. kein Sport oder ein Training mit geringer Intensität) hatten Teilnehmer, die ein LVHIIT absolvierten, niedrigere Nüchternblutglukosewerte und geringere HbA1c-Werte. Darüber hinaus konnte das LVHIIT das Körpergewicht und den Body Mass Index verringern. Das Training wirkte sich zudem positiv auf die Blutfettwerte und den Blutdruck der Patienten aus.
Hürden überwinden
Hintergrund
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein Grundstein, um gut mit einem Typ-1-Diabetes zu leben: Bewegung senkt das Risiko für Komplikationen und die Patienten haben ein besseres kardiometabolisches Profil sowie eine höhere Lebensqualität. Allerdings bestehen für die Betroffenen Herausforderungen wie ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien und die mögliche Glukosevariabilität (d. h. Schwankungen der Blutglukosewerte), die verhindern, dass sich Patienten mit Typ-1-Diabetes täglich mehr bewegen. Kanadische Forscher wollten nun herausfinden, wie die Betroffenen zu mehr Bewegung motiviert werden können bzw. welche Maßnahmen ihnen dabei helfen können, einen aktiven Lebensstil zu verfolgen.
Die Studie
22 Personen, darunter 14 Frauen und 8 Männer, mit Typ-1-Diabetes wurden im Rahmen der Studie interviewt. Die Teilnehmer waren regelmäßig körperlich aktiv und hatten die Diagnose ihres Typ-1-Diabetes vor mehr als einem Jahr erhalten.
Die Erkenntnisse
Die Wissenschaftler identifizierten fünf Maßnahmen, die es für die Betroffenen einfacher machte, ihre tägliche körperliche Aktivität langfristig aufrechtzuerhalten:
1. Struktur und Organisation im täglichen Leben; Aussagen, die hier fielen, waren z. B.: „Ich kann nicht spontan trainieren, sondern brauche einige Stunden, um mich vorzubereiten.“
2. Versuch und Irrtum: Die Teilnehmer müssen lernen, wie ihr Körper auf Sport und Nahrungsaufnahme reagiert. Eine Aussage: „Wenn man sich die Zeit nimmt, zu lernen, hat man größeren Erfolg.“
3. Psychologische Aspekte der körperlichen Aktivität. „Man trainiert nicht nur für den Körper, sondern auch für Seele und Verstand.“
4. Diabetestechnologien wie die kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM)
5. Schulungen und gegenseitige Unterstützung durch andere Betroffene
Ein aktiver Lebensstil bei Menschen mit Typ-1-Diabetes werde demnach durch Struktur/Organisation, das Wissen der Reaktion des Körpers bzw. der Glukosewerte auf Bewegung und die bewusste Nahrungsaufnahme zur Prävention von Hypoglykämien vereinfacht, resümieren die Studienautoren.
Dr. Miriam Sonnet
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