Hüft- und Kniegelenk
Die muskuläre Sicherung in Prävention und Therapie
Vor der Operation eines arthrotischen Hüft- oder Kniegelenks sollten stets konservative Methoden zum Einsatz kommen. Insbesondere eine Bewegungstherapie hat sich dabei bewährt. Dr. Hartmut Wolff erläutert, wie ein Training für Betroffene aussehen kann und wie damit ein Hüft- oder Kniegelenk muskulär gesichert werden kann.
Zu den besonders häufigen chirurgischen Eingriffen zählt in Deutschland die operative Versorgung eines arthrotischen Hüft- oder Kniegelenks. 2017 erhielten 238 000 Bürger einen Gelenkersatz für eine Hüfte und 192 000 Personen ein künstliches Kniegelenk. 10 bis 20 Prozent der über 50-Jährigen zeigen einen röntgendiagnostisch gesicherten Gelenkverschleiß.1 Vor der operativen Versorgung einer arthrotischen Gelenkserkrankung sollten aber jedoch die nichtoperativen, gelenkerhaltenden Behandlungsmethoden vollumfänglich Anwendung finden.
Sporttherapie bei Arthrose
Die Forschungsergebnisse der vergangenen zehn Jahre zum Thema „Sporttherapie bei arthrotisch veränderten Hüft- und Kniegelenken“ haben gezeigt, dass ein angemessenes Training positive Effekte bezüglich der Bewältigung des Alltags und der Reduktion der Schmerzen bewirken kann. DementStelsprechend haben sich speziell auf das Gelenk differenzierte „Gelenkschulen“ und bewegungstherapeutische Empfehlungen entwickelt. So ist im deutschsprachigen Raum beispielsweise das Tübinger Hüftkonzept entstanden.
Sporttherapeutische Inhalte
Patienten mit Hüft- oder Kniegelenksarthrose weisen in der Regel auf der betroffenen Seite eine deutliche Insuffizienz der gelenkumgebenden Muskulatur auf. Diese zeigt sich vor allem im Vergleich zur nicht betroffenen Seite. Ebenso ist bei vielen Patienten die Gleichgewichtsfähigkeit gemindert. Die Defizite des sensorischen Systems können das Risiko folgenreicher Stürze erhöhen. Zu den weiteren physischen Einschränkungen zählt bei vielen Betroffenen die eingeschränkte Gelenkbeweglichkeit.
Ausgerichtet auf diese Defizite ergeben sich die Inhalte des präventiven Trainings und der Bewegungstherapie. Die inhaltlichen Schwerpunkte umfassen dabei:
- Krafttraining
- Dehnübungen/Beweglichkeitstraining
- Mobilisationstraining
- Wahrnehmungstraining
- Sensomotorisches Training
- Ausdauertraining
Edukative Maßnahmen
In diesem Kurzbeitrag steht die muskuläre Sicherung von Hüft- und Kniegelenk im Fokus. Die Evidenz für eine Schmerzreduktion durch bewegungstherapeutische Programme bei arthrotischen Veränderungen der großen Gelenke ist bisher schwach. Es zeigen sich dennoch positive Effekte bei der Alltagsbewältigung; hier spielt die Kraftfähigkeit eine besondere Rolle.
Krafttraining – eine effektive Methode
Ein etabliertes Krafttrainingsprogramm zur Schmerzreduktion bei Hüft- und Kniegelenksarthrose mit wissenschaftlichem Wirksamkeitsnachweis ist dem Autor nicht bekannt. Vielmehr nennt die Fachliteratur empfehlenswerte Krafttrainingsmethoden und Arthrose-geeignete gymnastische und gerätegestützte Übungen. Das Krafttraining der hüftumgebenden Muskulatur in Kombination mit rumpfstabilisierenden Übungen
- steigert signifikant die Kraft der relevanten Hüftmuskulatur,
- kann Schmerzen reduzieren,
- verbessert die Alltagsfunktion,
- steigert die Lebensqualität und
- gleicht muskuläre Defizite und Dysbalancen aus.
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