Weg vom Boden
Warum Mobility-Stationen so erfolgreich sind
Das myofasziale Beweglichkeitstraining hat im Gesundheitssport und in der Therapie eine herausragende Stellung eingenommen. In den vergangenen zehn Jahren haben sich unterschiedliche Systeme am Markt etabliert, die das klassische Dehnen auf der Matte ergänzen.
Es war das Jahr 1993, als eines der ersten Dehngeräte hohe Aufmerksamkeit und Marktakzeptanz erzielte. Der „Stretch-Boy“ war im deutschsprachigen Raum das erste System für ein variantenreiches Beweglichkeitstraining, das gerätegestützte Dehnübungen im aufrechten Stand ermöglichte. Heute, annähernd 30 Jahre später, ist dieser Klassiker an weit über tausend Einrichtungen verkauft worden und befindet sich in Gesellschaft zahlreicher weiterer erfolgreicher Systeme für das Beweglichkeitstraining.
Hoher Aufforderungscharakter und einfache Bedienung
Dehnen steht auf der Trainingsfläche nach wie vor im Schatten der großen Player. Vergleicht man allein das Volumen der eingesetzten Kraft- und Cardiogeräte mit dem Volumen der auf der Fläche vorhandenen Geräte für das Beweglichkeitstraining, wird das Ungleichgewicht schnell deutlich. Dabei haben die Mobility-Stationen in den vergangenen Jahren aus gutem Grund größere Flächen in den Studios erobert.
Was macht das Training an diesen Stationen attraktiv? Hier spielen sehr unterschiedliche Faktoren eine Rolle, die genauso unterschiedlich sind wie die Gründe, warum jemand mit dem Beweglichkeitstraining beginnt. Eine wichtige Zielgruppe sind Menschen mit Rücken- und Gelenkproblemen. Für sie sind Trainingskomfort und Effizienz entscheidend. Und genau hier liegen die Vorteile der Mobility-Stationen gegenüber den Übungen auf der Matte:
- Sehr komfortabler Einstieg in die Ausgangsposition. Manche Systeme bieten automatisierte, elektromotorische Einstellhilfen.
- Es wird vielfach aus der Sitzposition oder mit unterstützter Knieposition trainiert.
- Skalierungen an Sitz- und Fußpositionen oder verstellbare Polster helfen bei der optimalen Definition der Ausgangsposition und dienen der Reproduzierbarkeit und Visualisierung des Trainingserfolgs.
- Ebenso erfolgt der einfache Ausstieg aus der Dehnposition.
- Jede Bewegung wird gesichert ausgeführt.
- Die Übungsposition ist gut kontrollierbar, sodass keine übermäßigen, unkontrollierten Belastungen der Wirbelsäule und der Gelenke auftreten.
Wichtig: Je nach Ausführung der Stationen ist ein Beweglichkeitstraining ohne Einfluss der Schwerkraft und ohne gleichzeitige Kontraktion der Zielmuskulatur möglich. Bei manchen Konzepten bieten die Stationen neben Möglichkeiten zum statischen und dynamischen Dehnen zusätzlich die Voraussetzung für weitere Dehnmethoden. Für die Methode „PIR“ (postisometrische Relaxation) können beispielsweise die Extremitäten vorteilhaft in die entsprechenden Dehnpositionen gebracht und die Zielmuskulatur isometrisch aktiviert werden.
Es kann auch nach einer anderen Methode trainiert werden: Training aus dem Kniestand mit nach hinten gelegtem Oberkörper bei gleichzeitiger Kontraktion der Beinstrecker, Hüftbeuger und Bauchmuskulatur. Hier wird „KID“ (Kraft in Dehnung) praktiziert – ohne Gerät eine Herausforderung!
Neben den Dehnstationen wurden in den 2000er Jahren auch sogenannte Blackroll®-Stationen entwickelt, die eine Schmerzpunkt-Selbstmassage und myofasziale Dehnungen kombinieren. Auch hier ist der Vorteil „weg vom Boden und rauf auf die Rolle“ mit dem Effekt einer individuell einstellbaren Ausgangsposition und guten Dosierbarkeit der Übungen.
Weitere Gründe für die Erfolgsgeschichte der Mobility-Stationen liegen bestimmt im gelungenen Design zahlreicher Geräte. Ergänzende Designelemente für Übungsabbildungen, Spiegel zur Bewegungskontrolle und inkludierte optische „Taktgeber“ erleichtern die Trainingsorganisation.
Ziel: weniger Schmerzen und mehr Beweglichkeit
Inzwischen ist die Bedeutung der Faszien und des myofaszialen Trainings in Zusammenhang mit unspezifischen Rückenschmerzen belegt. Verspannungsschmerzen werden häufig über die Faszien weitergegeben, sodass sich die Ursache für einen unbestimmten Schmerz oft in Verklebungen der Faszien findet. Mit dem Faszien- und Beweglichkeitstraining als Bestandteil einer Intervention bei Rücken- und Gelenkproblemen ergibt sich die ideale Möglichkeit, die faszialen Strukturen unabhängig von physiotherapeutischen Behandlungen zu trainieren. In speziellen Faszien- und Beweglichkeitszirkeln werden die Prinzipien des Faszientrainings vorteilhaft genutzt. Mithilfe der Geräte können die Muskulatur und das sie umgebende Bindegewebe gedehnt und mobilisiert werden. Das Faszienrollen an den Blackroll®-Stationen beispielsweise massiert das Gewebe und löst dabei verklebte Strukturen. In Kombination mit Dehnübungen ergibt sich eine ideale Ergänzung zum klassischen Rückentraining. Der Trainierende spürt einen Soforteffekt, ist begeistert und wird damit zum weiteren Training motiviert.
Fazit
Das Training an den Mobility-Stationen setzt den viskoelastischen Widerstand in der Muskulatur herab und reduziert die Ruhespannung des Muskels für eine begrenzte Zeit. Das führt nach dem Dehnen zu dem bekannten Gefühl des Wohlbefindens und zur Reduktion von Schmerzen. Die Kunden fühlen sich nach dem Training locker und entspannt – Grund genug, beim nächsten Studiobesuch den Dehnzirkel gerne wieder zu nutzen.
Dr. Hartmut Wolff
Dr. Hartmut Wolff
ist Geschäftsführer der Dr. WOLFF Sports & Prevention GmbH und gilt seit mehr als zwei Jahrzehnten als Pionier im Bereich Rückenfitness. Mit seinen praxisorientierten Systemlösungen für das präventivmedizinische Training revolutionierte er die gesamte Fitnessbranche. Sein Unternehmen zählt mittlerweile zu den führenden deutschen Medizinprodukteherstellern.
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